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Montag
14.03.2016

Medien / Publizistik

Spiess-Hegglin eine Medien-«Süchtige»?

Spiess-Hegglin eine Medien-«Süchtige»?

Roger Schawinski (70) beschäftigt die Ombudsstelle des Schweizer Fernsehens regelmässig. Nun sammelt Change.org sogar eine Petition gegen den Fernsehmann: «So nicht, Schawinski! Keine staatliche Plattform für Chauvinismus!»

Am Abend vor dem internationalen Frauentag kam es zum Gespräch von Roger Schawinski mit Jolanda Spiess-Hegglin. Vice.com/Alps stellte im letzten Jahr offene Fragen zur Zuger Justizaffäre Spiess-Hegglin. Daraufhin wurde dem Onlinemagazin deftige rechtliche Schritte angedroht, so dass das kleine Magazin Vice den sorgfältig recherchierten Artikel von Nadja Brenneisen offline nehmen musste.

K.O.-Tropfen wurden in der Folge zum zynischen «running gag» in den Medien. Wer genau hinsah, erkannte in der öffentlichen Debatte alle Elemente einer «rape culture» - die Verhöhnung des mutmasslichen Opfers und die Ironisierung sexueller Gewalt durch mögliche Täter. So drehte auch die SVP einen K.O.-Tropfen-Wahlspot. Es gab also genug Stoff für ein Gespräch zwischen einem erfahrenen Journalisten und der Hauptzeugin im «Fall Zug».

Heraus kam eine veritable Schawi-Inquisition. Nicht nur rollte Roger Schawinski den Fall Spiess-Hegglin wie ein Staatsanwalt auf, sondern er versuchte während der Sendung, die Glaubwürdigkeit von Jolanda Spiess-Hegglin mit der seltsamen Geschichte um die Einladung zur Sendung zu diskreditieren. Wie in einer US-amerikanischen Gerichtsverhandlung wurde Spiess-Hegglin mit dem Emailverkehr der Schawinski-Redaktion konfrontiert. Gleichzeitig pathologisierte Roger Schawinski Jolanda Spiess-Hegglin als «Süchtige», die vom Licht der Medien nicht lassen kann. Ausgerechnet Roger Schawinski, denkt man sich da. Einer der an jeder «Hundsverlochete» Todesangst bekommt, wenn ihn niemand kennt und begrüsst.

Anders als beim Gespräch mit Andreas Thiel kam es aber in der Talk-Sendung nicht zum Eklat, was sicher auch auf die ruhige und besonnene Art von Jolanda Spiess-Hegglin, wie sie mit den Vorwürfen von Roger Schawinski umging: «Sie sind einfach ein Schwafli», zurückzuführen war.

Bisher hat die Petition auf Change.org 278 Unterschriften. Im Text zur Petition, die eine Entschuldigung fordert, steht unter anderem: «Von einem Missbrauchsopfer zu fordern, es möge die Sache doch endlich ruhen lassen, während es versucht, sich gegen ungerechtfertigte Darstellung zu wehren, ist unhaltbar.»