Content:

Dienstag
05.10.2021

TV / Radio

Vor Kurzem mussten die Regierung und die Radiobranche die Abschaltung der Ultrakurzwelle per 31. Dezember 2024 beschliessen. Einige Radiomacher wollten UKW früher abschalten, was auf Intervention von Radio-Unternehmer Roger Schawinski mit Radio 1 verhindert worden ist.

Der Klein Report hat bei Pascal Frei, CEO von Energy Schweiz, nachgefragt, wie die Umstellung auf DAB+ bei Energy vorangeht. Denn es ist wahrscheinlich der grösste Paradigmenwechsel in der Rundfunk-Technologie seit den Anfängen in den 30er-Jahren.

Nach einigem Hin und Her haben die Schweizer Radioveranstalter nun also beschlossen, die Abschaltung der Ultrakurzwelle am 31. Dezember 2024 zu vollziehen, so wie es ursprünglich in der Branchenvereinbarung von 2014 festgehalten worden war. Kommt das UKW-Ende für Radio Energy zu früh oder zu spät?
Pascal Frei:
«Energy stand jederzeit hinter dem Verbandsentscheid bezüglich Abschaltung von UKW im Januar 2023 und sah dies als grosse Chance. Energy trägt aber den neuen Beschluss der Schweizer Radioveranstalter selbstverständlich mit, dass die Abschaltung von UKW nun erst Ende 2024 vollzogen wird. Für eine doppelte Verbreitung auf UKW und DAB+ sind wir aber weiterhin auf Technologieförderungen angewiesen.»

Wie weit ist man bei Radio Energy beim Technologiewechsel auf DAB+? Was ist schon getan, was bleibt noch zu tun?
Frei:
«Energy hat bereits frühzeitig auf den Vektor DAB+ gesetzt. Einerseits bei der Verbreitung der klassischen UKW-Radiosender, aber auch beim Ausbau eines eigenen und reinen DAB+-Radioportfolios mit Sendern wie Vintage Radio, Rockit Radio oder Schlager Radio. DAB+ und UWK werden seit einigen Jahren als Verbreitungskanal gleichgestellt - bei der Technologie aber auch bei der On-Air-Kommunikation und bei den Marketingmassnahmen. Mit dem Rückbau von UKW haben wir noch nicht begonnen, es werden aber aktuell auch keine Investitionen mehr getätigt.»

Was sind die ganz konkreten Vorteile von DAB+ fürs Programm und die Vermarktung von Radio Energy?
Pascal Frei:
«Dass sich Radios auch auf DAB+ erfolgreich verbreiten und vermarkten lassen, zeigt unser Sender Vintage Radio. Wir erreichen auch ohne UKW-Frequenz täglich über 120’000 Hörerinnen und Hörer und sind mit dem Radiosender damit in den ‚Top 10‘ der Schweizer Privatradios. Auch auf dem Werbemarkt geniesst Vintage Radio immer grössere Beliebtheit und wir konnten bereits diverse, spannende Kunden-Cases realisieren und umsetzen. Mit der DAB+-Technologie haben die privaten Radiostationen zudem erstmals die Möglichkeit, eine ähnliche Verbreitung und gleiche Sendegebiete wie die SRG-Radios zu erreichen. DAB+ ermöglicht zudem eine grössere Auswahl an Sendern, welche auch überregional und schweizweit empfangbar sind.»

Geht mit der UKW-Abschaltung für Radio Energy auch etwas verloren ?
Frei:
«Wir sehen keine Verluste und werden auch nicht nostalgisch. Neue Technologien wie DAB+ und Streaming haben UKW adäquat ersetzt. Längerfristig wird sich sicher und flankierend auch die Verbreitung via IP und G5 durchsetzen.»

Trotz der aufwendigen Werbekampagnen, mit denen das Bakom versuchte, die Leute für DAB+ zu begeistern, benutzt beim stationären Empfang immer noch rund ein Drittel den UKW-Kanal, bei den Autoradios sind es sogar noch deutlich mehr. Droht hier nicht ein empfindlicher Verlust von Zuhörern, wenn UKW abgeschaltet wird?
Pascal Frei:
«Die Risiken und Herausforderungen bei der Einstellung der UKW-Verbreitung sind uns bewusst. Speziell in Bezug auf die Autofahrer und Pendler - aber auch auf alle Haushalte oder Büros -, die noch ein altes UKW-Radio in Betrieb haben. Nichtsdestotrotz sind wir der Überzeugung, dass wir den grössten Teil unserer Hörerinnen und Hörer zeitnah via neue Technologien erreichen können und werden.»

Wäre eine parallele Weiterführung von UKW und DAB+ auf Dauer für Radio Energy eine Option gewesen?
Frei: «Die Verbreitungskosten via UKW, DAB+ und Online sind und wären für die Radios schlicht zu hoch und auf die Dauer nicht finanzierbar. Eine doppelte und parallele Weiterführung wäre daher nur mit Fördergeldern und finanzieller Unterstützung seitens Bakom möglich.»

Welche Mehrkosten würde eine UKW-Weiterführung schätzungsweise verursachen? Und in welchem Verhältnis stünde dies zu dem mutmasslichen Zusatznutzen?
Pascal Frei:
«Für die Energy-Radiosender betragen die UKW-Kosten mehrere hunderttausend Franken pro Jahr. Der Zusatznutzen steht dabei in keinem Verhältnis.»