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Freitag
13.10.2023

Marketing / PR

Gut im Bahnhof positioniert, aber doch eher ein Inside-Joke unter Lobbyisten, Politisierenden und Politologen...

Gut im Bahnhof positioniert, aber doch eher ein Inside-Joke unter Lobbyisten, Politisierenden und Politologen...

Mark Balsiger, Politikstratege und Zwischendurch-TV-Experte, freut sich über die Kampagne der SP Schweiz für die kommenden Parlamentswahlen.

Zu jeder soliden Kampagne gehörten laut Balsiger, Aussenwerbung mit leicht verständlichen Botschaften. Besonders in der letzten Woche vor den Wahlen müssen Wähler und Wählerinnen angesprochen werden, die sich kurzfristig mobilisieren lassen.

Plakate sind dabei ein gutes Mittel: Sie erzählen innert Sekundenschnelle Geschichten, die zum Konsum, zum Kauf und eben zur Wahl verführen sollten.

Nur leider passt das Plakat, das Mark Balsiger als «Volltreffer» für gelungene Werbung präsentiert, nicht in die obengenannten Werbe-Zielsetzung.

Es spricht weniger die Wählenden an, als dass es den Inside-Zirkel von Polit-Medienstrategen bedient. Wer verbindet denn schon Autobahnen mit dem Pariser Klimaabkommen? Wer wird aufgrund dieses Plakates, das die SP nur klitzeklein und am Rand erwähnt, zur Wahl animiert?

Das Plakat ist ein Inside-Joke unter Lobbyisten, Politisierenden, Politologen und Werbern. Wer nämlich die Debatte rund um den Ausbau der Autobahnen nicht minutiös verfolgt hat, und das Klimaabkommen von Paris nicht so gut kennt wie offensichtlich der Politwerber hinter dem Plakat, denkt in erster Linie an Zeit. An die Zeitverschwendung im Stau, an die verspäteten Züge der SBB oder – Schreck – sogar an die Deutsche Bahn.

Aber wahrscheinlich nicht sofort daran: Klar. Jetzt wähle ich die SP. Die Plakatkampagne der SP Schweiz inklusive begeistertem Tweet von Mark Balsiger ist Ausdruck davon, wie abgehoben Politik-Werbung gerade im linken Milieu manchmal funktioniert.

Dabei geht vergessen, dass der Durchschnittswähler und die Wählerin nicht alle urban, mit abgehobenem Humor, Doppel- und Dreifachdeutigkeiten ausgestattet sind oder ständig in den sozialen Medien unterwegs sind.

In den letzten Tagen vor den Wahlen geht es um Mobilisierung von Menschen, die eben gerade NICHT zum Stammpublikum gehören – denn diese haben schon längst das Briefcouvert ausgefüllt.