Der türkische Ministerpräsident Binali Yıldırım hat «Cumhuriyet» verklagt: Die oppositionelle Tageszeitung hat über Offshore-Geschäfte seiner Söhne berichtet. Sie stützte ihre Enthüllungen auf die «Paradise Papers».
Wegen Verleumdung und Verletzung der Persönlichkeitsrechte zog der Ministerpräsident unter Recep Erdogan gegen die Journalisten vor Gericht. Dies, obwohl er auf die Offshore-Kritik zunächst noch gelassen reagiert hatte. Die enthüllten Reederei-Firmen, die seine beiden Söhne auf Malta führen, bezeichnete er als transparent.
Am Wochenende haben Yıldırım und seine Söhne die Istanbuler Zeitung nun auf Schadenersatz verklagt, wie «Cumhuriyet» mitteilte. Das stark unter Repressalien stehende Blatt gehört zum International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ), dem die «Süddeutsche Zeitung» die zugespielten Dokumente weitergereicht hatte und das deren Auswertung organisierte.
Neben den Steuervermeidungstricks war an den Enthüllungen von «Cumhuriyet» brisant, dass die eine Firma der Päsidenten-Söhne im Frühjahr einen staatlichen Auftrag erhalten hatte, der über sieben Millionen Dollar schwer war.
Mehrere Mitarbeiter des «Cumhuriyet» sitzen nach wie vor hinter Gittern. Ihnen wird mit zum Teil windigen Anklagen der Prozess gemacht.