Die Galledia Group AG fordert den CH-Media-Sender TV Ostschweiz heraus und steigt ins Rennen um eine TV-Konzession. Wie bei allen Bewerbungen um die regionalen Konzessionen unterstreicht auch Galledia ihr Bemühen um möglichst viel und vielfältige Regionalinformation.
Der Klein Report hat von Daniel Ettlinger, CEO der Galledia Group, mehr Details zum geplanten Ostschweiz TV erfahren wollen.
Mal abgesehen von der demokratiepolitisch wichtigen Funktion von Regionalinformationen: Was sind die Beweggründe von Galledia für die Bewerbung um die Ostschweizer TV-Konzession?
Daniel Ettlinger: «Galledia hat sich auf die Fahne geschrieben, für sein Publikum qualitativ hochstehende Informationen auf allen möglichen Kanälen zur Verfügung zu stellen. Nebst unseren journalistischen Produkten, Fachmedien oder Veranstaltungen, passt ein regionaler Fernsehsender gut zu unserer Strategie und unserem Portfolio. Unser Ziel ist, unsere Position als grösstes unabhängiges Medienhaus in der Ostschweiz auszubauen.»
Was darf das Publikum von diesem neuen Fernsehsender erwarten?
Ettlinger: «Wir bekennen uns ohne Einschränkungen zur Ostschweiz und zu regionalem Journalismus. Als Betreiberin eines Regionalfernsehsenders wollen wir deshalb Sendungen in der Ostschweiz für die Ostschweiz produzieren. Unser Ziel ist es, ein Fernsehen zu machen, das unsere regionale Verbundenheit widerspiegelt. Im Vordergrund stehen deshalb Eigenproduktionen und keine mit hohen Fremdkosten zugekauften ‘Retortenprodukte’. Ausgewogen und unabhängig sollen alle Interessen im Programm vertreten werden. Auch Minderheiten erhalten ihren Senderaum. Genderneutralität ist für Galledia seit Jahren nicht Kür, sondern unabdingbare Pflicht.»
Auf welche Interessengruppen können Sie mit Ihrem Projekt zählen?
Daniel Ettlinger: «Galledia ist in der Ostschweiz breit abgestützt und zählt rund 800 Aktionäre, von denen jeweils nahezu 300 die Generalversammlung besuchen, die damit den Charakter eines Ostschweizer Volksfestes erhält.»
Können Sie etwas zum Businessplan sagen? Mit welchen Einnahmequellen rechnen Sie?
Ettlinger: «Zum einen finanziert sich der TV-Sender aus jährlich 3,6 Millionen Franken Gebühren. Darüber hinaus sind wir überzeugt, mit unserer regionalen Verankerung auch am Werbemarkt erfolgreich zu sein und so ein ausgeglichenes Resultat erzielen zu können.»
Von welcher Grössenordnung gehen Sie bei den Personalkosten aus?
Ettlinger: «Für den Betrieb sind rund 36 Stellen geplant, was einem Budget von gut 2,8 Millionen Franken pro Jahr entspricht.»
Mit Werbeeinnahmen in welchem Umfang planen Sie?
Ettlinger: «Unser Ziel ist es, ein ausgeglichenes Resultat zu präsentieren. Dazu bedarf es grossen Anstrengungen in einem aktuell sehr volatilen Umfeld. Prognosen sind entsprechend schwierig.»
Wird das Team neu rekrutiert oder wird auf bestehende Mitarbeitende zurückgegriffen?
Daniel Ettlinger: «Im Falle eines positiven Konzessions-Entscheids werden wir die TV-Redaktion neu aufbauen. Organisatorisch eingegliedert wird es bei uns in den Bereich Regionalmedien.»
Wie wird die Redaktion des neuen TV-Senders organisatorisch aufgestellt sein?
Ettlinger: «Vom VJ über die Produktionstechnik bis zum Verkauf: Ostschweiz TV orientiert sich organisatorisch an vergleichbaren regionalen Fernsehsendern.»
Sind Kooperationen mit den bestehenden Regional- oder auch Fachredaktionen der Galledia-Gruppe – unter anderem «Rheintaler», «Werdenberger & Obertoggenburger» – geplant?
Ettlinger: «Selbstverständlich werden wir prüfen, wo sich Synergien mit unseren bestehenden Medien ergeben, wenn diese dem Regionalfernsehen dienen. Mit dem ‘Rheintaler’, dem «W&O» und unserer Beteiligung an der Ostschweizer Medien AG sind wir journalistisch in der Region gut verankert.»
Laut Ankündigung wollen Sie den neuen TV-Sender klimaneutral machen. Dazu sei ein «Projekt» mit der Ostschweizer Fachhochschule lanciert worden. Was genau ist geplant?
Daniel Ettlinger: «Geeignete Massnahmen werden wir zu gegebenem Zeitpunkt mit unseren Partnern der Fachhochschule Ost ausarbeiten und vorstellen. Wir sind überzeugt davon, dass verantwortungsvolles Handeln für ein modernes Medienhaus zwingend ist und wir würden uns darüber freuen, in diesem Bereich mit innovativen Lösungen voranzugehen. Die Finanzierung dieses anspruchsvollen Projekts ist im Businessplan berücksichtigt.»
Werden Sie ein neues TV-Studio bauen?
Ettlinger: «Das ist korrekt so, da Galledia aktuell noch über kein TV-Studio verfügt. Die Galledia Group AG ist an verschiedenen Standorten in der Ostschweiz vertreten, es böten sich für ein solches Studio entsprechend verschiedene Möglichkeiten. Ein Blick in die Bilanz von Galledia zeigt, dass das Unternehmen über die finanzielle Kraft verfügt, um ohne Einschränkungen in die Infrastruktur für einen regionalen TV-Sender investieren zu können. Zudem ist in der Vergangenheit mehrfach der Beweis angetreten worden, dass Verwaltungsrat und Geschäftsleitung zu einer Investition bereit sind, wenn diese der strategischen Ausrichtung entspricht.»
Ihre Bewerbung konkurriert mit CH Media, die seit 2008 mit TVO (damals im Besitz der NZZ-Gruppe) in der Ostschweiz das konzessionierte Regionalfernsehen machen. Galledia hat viel Erfahrung in Print, Druck und Digital, aber bisher keine beim Fernsehmachen. Weshalb wird Ihr neues Ostschweiz TV aus Ihrer Sicht trotzdem das Rennen machen?
Ettlinger: «Wir planen, bereits vor dem Sendestart des eigenen Regionalfernsehens ein Advisory Board zu institutionalisieren, das sich aus TV-Experten zusammensetzt, die uns beim Aufbau und dem Betrieb unseres Regionalfernsehens unterstützen werden. Wir sind überzeugt, dass es uns wie in allen anderen Mediendisziplinen auch beim Regionalfernsehen gelingen wird, ein professionelles, qualitativ hochstehendes Produkt anbieten zu können. Weitreichende Erfahrung haben wir zudem mit Youtube-Sendungen oder mit Videoreportagen, zum Beispiel über unsere Wirtschaftsforen. Die Youtube-Videos von Galledia generieren im Jahr über 8'000'000 Impressionen.»