Jedes Jahr vertragen die «Pöschteler» immer weniger Briefe und immer weniger Leute erledigen ihre Zahlungen am Post-Tresen.
Diese Schrumpfung des klassischen Post-Business erschwert es dem bundesnahen Betrieb mehr und mehr, die Grundversorgung aus eigener Kraft zu stemmen, so wie es das Gesetz fordert.
Daher hat sich die Post in ihrer Unternehmensstrategie für die Jahre 2021-2024 vorgenommen, in anderen Geschäftsfeldern stark zu wachsen, um den Rückgang des Postgeschäfts auszugleichen.
Das kommt nicht überall gut an. Betroffene KMU in der Digital-Branche fürchten um einen neuen Mitbewerber mit einem ungleich längeren Spiess. Mehrere Rechtsverfahren sind derzeit hängig.
In den letzten drei Jahren hat die Post nach eigenen Angaben neun Akquisitionen vorgenommen, unter anderem in den Bereichen digitale Identität, Gemeinde-Software oder Closed-User-Group-Kommunikation.
Auch im Parlament ist die Strategie umstritten. Für Debatten gesorgt haben unter anderem die Übernahmen des Berner Werbevermarkters Livesystems AG und des Luzerner Digitalisierungs-Services Klara Business AG.
Zur unternehmerischen Seite dieser wirtschaftlich um- und rechtlich bekämpften Neuerfindung der «Post von morgen» haben das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) und das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) nun eine Zwischenbilanz gezogen.
Diese «Plausibilitätsprüfung» kommt zu einem «positiven Ergebnis», wie es aus Bern am Freitag heisst. Soweit, so banal.
Interessant wird es, wenn man sich den achtseitigen Brief genauer anschaut, den die Post-Spitze anlässlich einer Standortbestimmung der Strategieumsetzung an Medienminister Albert Rösti und an Finanzministerin Karin Keller-Sutter geschickt hat. Unterschrieben ist er von Ex-SP-Parteichef und Post-Verwaltungsratspräsident Christian Levrat, seiner Stellvertreterin Bernadette Koch und Post-CEO Roberto Cirillo. Das Schreiben datiert vom 17. März 2023 und wurde vom Uvek am Freitag online gestellt.
Demnach soll bei der Expansion der Post in den digitalen Kommunikations-Markt nochmals ein Gang höher geschaltet werden. «Eine wesentliche Weiterentwicklung der Strategie von Kommunikationsservices, welche 2022 durch Entscheide von Konzernleitung und Verwaltungsrat beschlossen wurde, ist die Positionierung von KS als Orchestratorin der verstärkt gewünschten digitalen Kommunikation», heisst es in dem Brief an Rösti und Keller-Sutter.
Konkret will die Post eine «Plattform zur Steuerung des digitalen, vertraulichen Kommunikationstransportes» aufbauen. Diese soll gewährleisten, «dass Versender ihre Informationen über eine einzige Schnittstelle einspeisen können und die Post die ‚Sendung‘ anschliessend über den passenden Versandkanal (Brief, ePost, SMS etc.) zustellt».
Und weiter macht die Post-Spitze gegenüber den beiden Bundesräten klar: «Zur Entwicklung des Geschäftsbereiches Kommunikationsservices werden weiterhin Akquisitionen notwendig sein.»