Für einmal liegt der grosse Primeur weit hinten in der Zeitung. «Die Akte des Sonnenkönigs», so titelt die «NZZ am Sonntag» auf Seite 59. Der König, das ist in diesem Fall der umstrittene Pro-Helvetia-Direktor Philippe Bischof.
Bekannt war bisher, dass Bischof der Liebe wegen («mögliche Interessenkonflikte») seine Demission einreichte. Allerdings erst auf Sommer 2025.
Zum Fallstrick wurde ihm eine Liaison mit einer früheren Leiterin des Pro-Helvetia-Büros in Moskau. Bischof leitet seit November 2017 die Kulturstiftung, die ein jährliches Budget von 45,8 Millionen Franken hat.
Dass die wichtigste Schweizer Kultur-Förderinstitution überhaupt an ihrem Engagement in Russland festhielt und russische Künstlerinnen und Künstler mit Beiträgen unterstützte, sorgte erst spät für internen Ärger.
Der Stiftungsrat, so die «NZZ am Sonntag», habe nun vor drei Wochen festgehalten, dass das Moskauer Büro «in seiner derzeitigen Form» nicht mehr haltbar sei.
Wie die beiden Journalisten Georg Humbel und Linus Schöpfer in ihrer aufwändigen Recherche herausfanden, ist das aber nicht Bischofs einziges Problem. In einer internen Mitarbeiterumfrage stellten ihm seine Angestellten ein schlechtes Zeugnis aus. Nur 29 Prozent gaben dem Management einen Persilschein und notierten: «Führung soll weitermachen wie bisher.»
36 Prozent der etwa 120 Angestellten hingegen sagten aus: «Führung soll sich verbessern.» Der Rest äusserte sich neutral.
Bischof wollte sich den Fragen der Zeitung nicht stellen. Ein vereinbartes Gespräch mit der «NZZ am Sonntag» sei abgesagt worden, schreiben die Journalisten. Er sei krank, begründete eine Assistentin.