«Der heute kommunizierte Entscheid erfolgte im gegenseitigen Einvernehmen», sagte NZZ-Generalsekretär Hanspeter Kellermüller gegenüber den Klein Report am Dienstag zum Abgang von NZZ-Chefredaktor und Leiter Publizistik Markus Spillmann per Ende Jahr.
Der Klein Report hatte eigentlich von Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod wissen wollen, warum denn der Abgang so plötzlich sei und weshalb sich der Verwaltungsrat mit Markus Spillmann nicht auf einen geordneteren Wechsel hatte einigen können.
«Etienne Jornod steht leider für ein persönliches Interview nicht zur Verfügung», schrieb Rechtsanwalt Kellermüller und gab anstelle von Jornod Auskunft.
Die Gründe für Spillmanns Abgang seien rein beruflicher Natur, eine private Komponente gebe es nicht, so Kellermüller.
Er bedauerte den Abgang noch einmal und betonte, dass der Verwaltungsrat Spillmann sehr gerne im Unternehmen halten wolle: «Markus Spillmann wird sich nach dem Jahresende eine Auszeit nehmen und Optionen einer weiteren Zusammenarbeit danach mit dem Verwaltungsrat prüfen», so Kellermüller zu Spillmanns Zukunft.
Der NZZ-Chefredaktor selbst antwortete auf eine Anfrage des Klein Reports freundlich: «Ich nehme keine Stellung zur Sache - und werde mich auch hüten, künftig die Entwicklung in der NZZ zu kommentieren. Ich bitte um Verständnis.»
Zum Rücktritt Spillmanns kam es, weil die NZZ-Mediengruppe die publizistischen Prozesse neu ordnen will. Spillmann und der Verwaltungsrat waren sich hinsichtlich der konkreten Umsetzung dieser Änderungen nicht einig.
«Derzeit haben wir zu viele Aufgaben bei einer Person gebündelt. Das ist nicht tragfähig angesichts der ambitionierten Transformationsprozesse, die wir vorantreiben», erklärte Kommunikationsleiterin Bettina Schibli dem Klein Report die Strategie des Zürcher Medienunternehmens.
Die NZZ erhält Anfang Jahr mit René Zeller, Luzi Bernet und Colette Gradwohl gleich drei interimistische Chefredaktoren. Von Schibli wollte der Klein Report wissen, warum denn eine so grosse Zahl nötig ist: «Das sind die drei bisherigen stellvertretenden Chefredaktoren. Markus Spillmann bleibt bis zum Jahreswechsel. Danach werden die drei genannten Personen die Chefredaktion übernehmen, bis eine Nachfolgeregelung getroffen ist», so die etwas tautologische Antwort von Schibli.
Die NZZ ist in sehr turbulente Gewässer geraten, stellte der Klein Report gegenüber Hanspeter Kellermüller fest. Die Verwaltungsratsstrategie für die NZZ, unter anderem mit einigen ehemaligen McKinsey-Beratern, bringe bis heute nicht die nötigen Erfolge. Der Klein Report wollte wissen, was die NZZ-Mediengruppe in Zukunft zu tun gedenke.
«Die NZZ bleibt ihren Werten treu und auch dem strategischen Fokus auf das Kerngeschäft Publizistik», so Kellermüller. «Der Strategieprozess, den die NZZ-Mediengruppe zu Jahresbeginn angestossen hat, zeigt zudem Erfolge. Die Zahl der Digitalleser ist bedeutend gestiegen, wir haben neue Produkte lanciert und sind mit NZZ.at gut unterwegs, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wir sind überzeugt, dass der Fokus auf das Kerngeschäft Publizistik richtig ist.»