Die alte Dame wird virtuelle Weinhändlerin: Der NZZ-Verlag hat kürzlich ein Projekt mit Mondovino gestartet, dem Weinclub von Coop. Nach einer kostenlosen Registrierung erhalten die Mitglieder Zugang zu einem Raritätensortiment von etwa sechzig Weinen, die sie sich frei Haus liefern lassen können.
Das menschliche Gütesiegel für über die Hälfte der erlesenen Tropfen stammt aus dem Hause der «Neuen Zürcher Zeitung»: Weinredaktor Peter Keller, seit zehn Jahren bekannt durch seine Kolumne «Wein-Keller» in der «NZZ am Sonntag».
Der NZZ-Libro Verlag gestaltete aus 101 gesammelten Leserfragen und Kellers träfen Antworten ein schmuckes Bändchen. Das erste Buch verkaufte sich als Geschenk und bibliophiler Begleiter 4500 Mal.
Jetzt ist die Fortsetzung mit weiteren 101 Fragen in hellgrün erschienen. «Es ist kein Fachchinesisch, und nach sorgfältigem Lesen hat man gewisse Grundlagen», verspricht der Autor dem Klein Report, «doch alles Wichtige über Wein in zwei Büchlein zu packen, das wäre vermessen.»
Was hat den langjährigen Wirtschaftsredaktor auf den Wein gebracht? «Wein ist ein Kulturgut, er ist sinnlich, er ist emotional», lächelt Keller, «er wird von Menschen gemacht, und mich interessierten immer mehr auch die Geschichten hinter den edlen Tropfen. Dazu sind die Landschaften, in denen Reben wachsen, stets besonders schön.»
Der Weinexperte, der bis 20 keinen Schluck Wein trank, wurde mit 28 Jahren von der sanften Geschmacksexplosion eines Château Margaux wachgeküsst. «Der ist heute mit 500 Franken und mehr leider nicht mehr zahlbar», sagt Peter Keller etwas wehmütig, um aber beizufügen: «Schlechte Weine gibt`s eigentlich keine mehr, es wurden in den letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht in der Produktion.» Wozu braucht`s dann Peter Keller noch? Der Angesprochene schmunzelt: «Um die ganz guten zu finden.»
Und wieviel darf ein Wein kosten, fragt der Klein Report Peter Keller: «Der durchschnittliche Verkaufspreis einer Flasche Wein im Detailhandel beträgt 7.50 Franken. Viele Konsumenten finden über 20-fränkige Weine teuer», erklärt der Journalist. Und lacht: «Ich bin aber überzeugt, dass auch ein ungeübter Gaumen einen 5-fränkigen von einem 30-fränkigen Wein unterscheiden kann. Zwischen 50 und 100 Franken hingegen ist meist nicht mehr die Qualität, die den Preis ausmacht, sondern die Nachfrage und das Angebot.»
«Wein? Keller! 101 weitere Fragen aus der Welt der edlen Tropfen beantwortet von Peter Keller», Verlag Neue Zürcher Zeitung, erhältlich bei www.nzz-libro.ch.