Der Sportjournalist Ulrich Pickel (51) wechselt im Februar 2022 zum «Blick», wo er als Blattmacher und Tagesleiter im Sport-Ressort im Einsatz sein wird.
Die letzten dreizehn Jahre arbeitete Pickel bei der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ) als Sportreporter und Blattmacher/Produzent.
Der Klein Report hat am Dienstag beim erfahrenen Sportjournalisten nachgefragt, weshalb er diesen Wechsel wagt, welche Herausforderungen damit auf ihn zukommen und was ihn am Journalismus besonders reizt.
Diesen Februar treten Sie ihre neue Stelle bei Blick an, wo Sie als Blattmacher und Tagesleiter im Sport-Ressort tätig sein werden. Auf was freuen Sie sich am meisten?
Ulrich Pickel: «Ich freue mich am meisten auf das Neue: das Umfeld, die Leute und die für mich neue Art des Sportjournalismus. Das ‚Blick‘-Sport-Ressort ist für mich die führende und wichtigste Stimme im Land. Das alles ergibt eine extrem reizvolle Mischung.»
Weshalb haben Sie sich entschlossen, die NZZ zu verlassen?
Pickel: «Ich bin seit 2008 für den NZZ-Sport tätig. Das ist zwar nicht ein halbes Berufsleben, aber doch schon eine ganze Weile. Seit einiger Zeit spürte ich immer mehr, dass es mir gut tun würde, wenn ich mich einer neuen Herausforderung stellen könnte. Ich konnte bei der NZZ sehr viel lernen, sammelte Erfahrungen als Autor. Draussen in den Stadien und am Desk auf der Redaktion. Ich war immer glücklich mit der NZZ, bin es auch jetzt noch. Ich gehe im Guten. Aber eben: Manchmal merkt man, dass es Zeit ist, sich zu bewegen, einen neuen Reiz und neuen Elan zu suchen. Und als ich das Angebot vom ‚Blick‘ bekam, musste ich nicht mehr lange überlegen.»
Was werden Sie bei der NZZ vermissen, was eher nicht?
Ulrich Pickel: «Ich glaube, diese Frage kommt zu früh. Um sie beantworten zu können, müsste ich zuerst den Vergleich zwischen NZZ und ‚Blick‘ haben. Vorschlag: Stellen Sie mir die Frage in einem halben Jahr noch einmal, dann werde ich mehr wissen.»
Welche Herausforderungen stehen Ihnen konkret in Ihrer neuen Position bevor?
Pickel: «Einige. Sicherlich bei der Herangehensweise und Gewichtung der Themen, in der ich mich zuerst einmal zurechtfinden muss. Dasselbe gilt für das Team, das wesentlich grösser ist als bei der NZZ. Und schliesslich hat der Sport beim ‚Blick‘ eine viel zentralere Bedeutung als bei der NZZ. Auch das ist sicher eine neue, nicht zu unterschätzende Erfahrung. Der Stellenwechsel bedeutet für mich auf diversen Ebenen eine ziemliche Umstellung, vor der ich gehörigen Respekt habe, das gebe ich gerne zu. Aber genau das ist es, was mich reizt. Meine Vorfreude ist riesig.»
In diesen Zeiten wandern viele Journalistinnen und Journalisten in andere Branchen ab. Können Sie dies nachvollziehen und hatten Sie auch schon solche Gedanken?
Ulrich Pickel: «Ich kann es nachvollziehen. Leider. Die ganze Branche hat strukturelle Probleme, sie kämpft gegen schwindende Erträge. Der Kuchen wird tendenziell immer kleiner. Da verwundert es nicht, wenn sich viele, bedauerlicherweise auch sehr gute Leute, lieber anderswo orientieren. Auch ich habe mir dies schon überlegt, allerdings nicht konkret, denn es war immer klar, dass ich Sportjournalist bleiben will. Und dass ich dies auch bleiben kann, ist nicht selbstverständlich. Das empfinde ich als Privileg – für das ich wirklich dankbar bin.»
Und was reizt Sie besonders an Ihrem Beruf?
Pickel: «Das Metier. Ich liebe den Sport und ich mag die Geschichten, die er uns liefert. Ich gehe nicht so weit, dass ich behaupte, der Sport mache die Welt zu einem besseren Ort. Aber er kann den Horizont öffnen, er trägt zur Unterhaltung bei, er kann uns im besten Fall für ein paar Stunden in eine schöne, emotionale, aufregende Welt tragen. Eine Welt, in der wir die Sorgen, Nöte und Ängste des Alltags hinter uns lassen können. Er ist für mich Teil einer Alltagskultur, die genauso essenziell ist wie der Besuch im Kino, Museum oder Theater. Und was mich ebenso reizt, ist der Umgang mit den Menschen. Ich liebe Teamwork. Die Idee, zusammen mit anderen etwas produzieren zu können, das die Menschen unterhält, berührt und hoffentlich auch freut, hat etwas sehr Schönes.»
Wie sieht Ihre Zukunft bis zum Antritt der neuen Stelle im Februar aus?
Ulrich Pickel: «Ganz unspektakulär. Ich arbeite weiterhin bei der NZZ und werde bis zu meinem letzten Arbeitstag dort in gewohnter Weise versuchen, dieser hervorragenden Zeitung keine Schande zu machen.»