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Montag
18.07.2022

Medien / Publizistik

Dieses Meme aus dem Internet hat die NZZ abgedruckt und damit den Zorn Russlands auf sich gezogen…    (Screenshot Online-Ausgabe)

Dieses Meme aus dem Internet hat die NZZ abgedruckt und damit den Zorn Russlands auf sich gezogen… (Screenshot Online-Ausgabe)

Viele Russinnen und Russen sehen Wladimir Putin offenbar in der Rolle eines sowjetischen Mohammed. Das jedenfalls lässt sich folgern, wenn man die Reaktion Russlands auf eine Karikatur ihres «Herrschers» analysiert. So lässt sich der Führer im Kreml neuerdings nennen, weil ihm «Präsident» zu westlich töne.

Aber zurück zur Lächerlichkeit und damit zur Karikatur. Im Internet kursieren die verschiedensten Darstellungen von Putin. Nicht alle bilden die milchgesichtige Figur aus dem Moskauer Machtzentrum wie vom Führer gewünscht als «Herrscher» ab.

Ein Meme zeigte den Kremlchef mit einer Clown-Nase in der Farbe der LGBT-Bewegung. Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski wird in der gleichen Publikation mit einem Superhelden-Meme dargestellt.

Die Karikatur hat wohl vielen ein kleines Lächeln rund um diesen traurigen Krieg entlocken können. Der «Neuen Zürcher Zeitung» war sie sogar eine Publikation wert.

Darauf reagierte nun die russische Botschaft in Bern «äusserst empört», wie sie verlauten lässt. Sie hat dazu einen entsprechenden Brief an NZZ-Chefredaktor Eric Gujer öffentlich gemacht.

«Wir sind äusserst empört über die Veröffentlichung der beleidigenden Karikatur vom Präsidenten der Russischen Föderation», hiess es in dem Schreiben. Dieses veröffentlichte der Pressedienst der Russischen Botschaft in der Schweiz am Samstag auf seiner Internetseite.

Besonders störend hat man die LGBT-Farben empfunden, da Putin ein «sehr religiöser» Mensch sei. Da fragt sich der Klein Report, welche Religion das wohl sein könnte, die Homosexualität verbietet, aber Folter an deinem Nächsten sowie grauenhafte Morde an deinen geografisch etwas Entfernteren erlaubt.

Die NZZ hat bisher zu diesem Angriff aus Russland keine Stellung bezogen. Für die russische Botschaft in Bern ist aber klar, dass auch andere NZZ-Autoren und -Autorinnen «regelmässig schamlos und unbestraft Erfindungen und Beleidigungen gegen die russische Führung» verbreiten würden. Das sei nun mit dem Meme-Artikel sogar noch «übertroffen» worden.

Die Memes würden nach Ansicht der russischen Botschaft in «ukrainischen Trollfabriken» entstehen und seien lediglich «Nachdrucke von Stock-Bildern» und zeichneten sich durch «einen platten Humor» aus.

Ähnlich hat auch Recep Tayyip Erdoğan über einen griffigen Humor von Jan Böhmermann in seinem «Magazin Royale» im ZDF die Nerven verloren, als dieser den Mut für ein Schmähgedicht gegen den Despoten am Bosporus öffentlich machte. Der deutsche Satiriker liess sich dadurch aber nicht einschüchtern.

Und in Anbetracht der omnipräsenten Drohungen wegen anderen Mohammed-Karikaturen fragt sich der Klein Report heute in Zürich: Müssen wir bald auf die Strasse gehen mit Plakaten: «Wir sind NZZ»?