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Samstag
22.04.2017

Medien / Publizistik

Woher kommt das strategische Wachstum?

Woher kommt das strategische Wachstum?

Der harte Sparkurs der NZZ zeigt Wirkung: Nach der Druckereischliesslung in Schlieren (2015/16) und dem sofortigen Ende des Onlineportals NZZ.at am 19. April sind die aufgebrachten Aktionäre beschwichtigt. Die Massnahmen zeigen aber nur vorübergehend ein besseres Bild der NZZ Mediengruppe.

In diese Kerbe schlägt auch die Interessengemeinschaft «Freunde der NZZ», die sich zufrieden mit dem aktuellen Geschäftsergebnis zeigt: «Die Strategie scheint gemäss den Äusserungen der Gesellschaft Früchte zu tragen», heisst es in der Einleitung des Briefes an die Aktionäre.

Leicht milde und resigniert spricht die Gruppe von einem «stetigen Rückgang des Werbemarktes», an den sich die Aktionäre bereits gewöhnt hätten: «Die Kosteneinsparungen konnten die Umsatzeinbussen aus dem Werbemarkt und dem Druckbereich (noch) kompensieren.»

Dass die NZZ den Gesamtaufwand im Vergleich zum Rückgang im Print-Werbemarkt «überproportional» senken konnte, sei eine «gute Leistung». Andererseits wird aber auch bemängelt, dass nach wie vor «unklar» ist, «woher das strategische Wachstum kommen soll». Es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Werbemarkt bei der NZZ nicht mehr die grösste Einnahmequelle darstelle.

Während bereits viele personelle Neubesetzungen vorgenommen wurden, so die Interessengemeinschaft, ist die Nachfolge von Felix E. Müller, dem Chefredaktor der «NZZ am Sonntag», und somit eine der wichtigsten Stellen nach wie vor nicht geklärt. Müller steht noch bis Ende Jahr zur Verfügung, bevor er pensioniert wird. Die Gerüchteküche über mögliche Nachfolger brodelt bereits.

Nun soll am 28. April, also knapp eine Woche nach der Generalversammlung vom 22. April, ein interner «Knowhow-Freitag» stattfinden. Gemäss Recherchen des Klein Reports haben die entsprechenden Mitarbeitenden die Einladung gleich zwei Mal von der Unternehmensleitung erhalten. Dabei spricht unter anderem Pascal Hollenstein, Leiter Publizistik der Regionalmedien.

Hollenstein und Stefan Schmid, Chefredaktor des «St. Galler Tagblatts», sollen am 28. April «die wichtigsten Entwicklungen in ihren Bereichen» vorstellen. Bemerkenswert: Die «NZZ am Sonntag» erwirtschaftete gemäss internen Quellen allein 2015 neun Millionen Gewinn, wie der Klein Report erfahren hat, und 2016 war es in der Gruppenrechnung nicht viel weniger. Neben dem Sonntagsblatt sind die NZZ Regionalmedien die Cashcow der NZZ Gruppe.

Dass nun Pascal Hollenstein als Leiter der Regionalmedien intern stärker aufgebaut wird, deutet der Klein Report als Indiz dafür, dass er für eine mögliche Nachfolge als neuer Chef der «NZZ am Sonntag» in Frage kommt. Eine schnelle Klärung würde wohl auch dazu führen, dass die NZZ weiterhin in «ruhigem Fahrwasser» treibt, wie es die IG «Freunde der NZZ» in ihrem Aktionärsschreiben festhält.