Der frühere Chef der «Welt», Jan-Eric Peters, wechselt nach 20 Jahren bei Axel Springer und einem Jahr Sabbatical zur «NZZ Deutschland».
Peters wird Geschäftsführer mit Sitz in Berlin. Marc Felix Serrao, seit Juli 2017 Leiter des Berlin-Büros der NZZ, wird neu Chefredaktor der «NZZ Deutschland».
Aus dem Korrespondentenbüro soll somit eine Verlagsorganisation werden. «Nachdem wir das Management für Deutschland erfolgreich von Zürich aus gesteuert haben, ist es nun Zeit für den nächsten Schritt. Durch gezielte Investitionen und die Verstärkung des Teams in Deutschland wollen wir diese Entwicklung weiter vorantreiben», lässt sich Felix Graf, CEO der NZZ-Mediengruppe, in einer Mitteilung vom Montag zitieren.
Jan-Eric Peters nimmt Einsitz in der erweiterten NZZ-Mediengruppe und berichtet an Felix Graf.
Peters hat zuletzt als Co-Gründer und Deputy-CEO den News-Service «Upday» von Axel Springer mitentwickelt. Das ist heute die grösste Nachrichten-App Europas. Der 55-Jährige war in der Vergangenheit auch Chefredaktor der Zeitschrift «Max» und der «Berliner Morgenpost».
Neben der internationalen Printausgabe sowie dem digitalen Abonnement gehören zum Angebot der «NZZ Deutschland» ein E-Paper und der Premium-Newsletter «Der andere Blick» von Chefredaktor Felix Gujer. Dieser soll 55‘000 Abonnenten haben.
Für eine solche andere Sichtweise sieht Gujer eine gute Marktchance in Deutschland, wie er in einem Interview gegenüber «Horizont» darlegen wollte.
Obwohl die Zeitung «Neue Zürcher Zeitung» heisse und fest in der Schweizer Kultur verankert sei, habe sie schon immer eine Resonanz im deutschsprachigen Ausland gefunden. Gujer: «Das war über viele Jahre mehr oder minder unsystematisch und basierte auf der Print-Fernausgabe. Jetzt erschliessen wir den deutschen Markt sehr viel strukturierter. Wir haben einen anderen Blick – auf deutsche Themen, aber auch auf internationale Angelegenheiten. Dieser andere Blick kommt in Deutschland sehr gut an.»
Und kostet auch noch weniger als in der Schweiz. So wird für ein Digitalabo der NZZ in Deutschland nur 10 Euro verlangt. In Zürich sind es 20 Franken.
Die Geschäftsleitung der NZZ hofft mit ihrer Expansion nach Deutschland schlauer zu sein als mit dem Österreich-Abenteuer vor ein paar Jahren. Damals habe man zu viel gewollt mit einem neuen redaktionellen Konzept und einer eigenständigen Redaktion. So sei «der andere Bick» verloren gegangen.
Was die NZZ gemäss Gujer nicht beabsichtigt, sind etablierte Marken wie FAZ, «Welt» oder SZ anzugreifen. Man habe nicht die Ambition, sehr gute Tageszeitungen in Deutschland vom Markt zu verdrängen. «Aber eine kleine Nische wäre uns zu klein.»
Die Expansion in die Nachbarländer ist nicht die einzige Initiative von der Zürcher Falkenstrasse aus. Mit anderen «Verticals» wie zum Beispiel «NZZ Asien» will man auch dort mit einem digitalen Angebot einen neuen Kundenkreis ansprechen.