Gewerkschaftler und ein Teil des NZZ-Personals haben der NZZ-Führung eine Petition gegen die Schliessung der Druckerei in Schlieren übergeben. NZZ-CEO Veit Dengler hörte sich die Forderungen der Mitarbeitervertreter am Freitagmorgen mit ruhiger Miene und verschränkten Armen an und nahm die Unterschriftenbox entgegen.
983 Personen unterschrieben das Papier, davon 462 Mitarbeitern der «Neuen Zürcher Zeitung» und «NZZ am Sonntag», 464 Syndicom-Mitglieder sowie 57 Parlamentarierinnen und Parlamentarier.
«Die Druckerei arbeitete im Drei-Schicht-Betrieb und sie ist gut ausgelastet», sagte Roland Enderli, Präsident der Betriebskommission der NZZ Print in Schlieren, auf den Stufen vor dem NZZ-Shop an der Zürcher Falkenstrasse. «Wir wollen weiterhin gute Arbeit leisten», fügte er an Veit Dengler gewandt hinzu.
Neben Mitarbeitern der Druckerei Schlieren waren auch Journalistinnen und Journalisten der «Neuen Zürcher Zeitung» und ehemalige Mitarbeitende anwesend, die sich mit ihnen solidarisch zeigten. «Abgesehen davon, dass es schlimm wäre, so viele Arbeitsplätze zu verlieren, finde ich es sehr wichtig, dass die NZZ im eigenen Haus gedruckt wird», sagte eine NZZ-Journalistin, die namentlich nicht genannt werden will, dem Klein Report.
Ähnlich sieht das auch Brigitte Hürlimann, Präsidentin der NZZ-Personalkommission, die nach Roland Enderli das Wort auf den weihnachtlich dekorierten Stufen des NZZ-Shops ergriff: «Die Produktion im eigenen Haus ist strategisch sinnvoll. Es wäre aus verlegerischen und medienpolitischen Gründen problematisch, wenn wir bei der Konkurrenz drucken würden.»
Weder Fahnen noch Trillerpfeifen waren an der Kundgebung, zu der die Syndicom aufgerufen hatte, zu sehen. Die Gewerkschaftsmitarbeitenden versuchten, die ruhige, aber bedrückte Stimmung mit Kaffee und Gipfeli für die etwa 80 Anwesenden zu verbessern.
Dominik Dietrich, Regionalsekretär Syndicom, wollte die Tonart wechseln, als er das Mikrofon ergriff: «Wir haben schon viel erlebt, aber was bei der NZZ abläuft, toppt alles. Wir sind hier nicht bei einem Unternehmen, dass vor dem Konkurs steht. Herr Dengler, es geht nicht, dass sie Leute vor Weihnachten auf die Strasse stellen, um noch mehr Gewinn zu machen.»
Der angesprochene Veit Dengler war mit Urs Schweizer, Leiter Druck und Services, zur Petitionsübergabe gekommen. Während der Reden der Mitarbeitervertreter standen die beiden Vertreter der NZZ-Führung daneben und hörten mit kaum lesbarem Gesichtsausdruck zu.
Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod fehlte am Anlass. Jornod habe seine Asienreise unterbrochen, sagte Dietrich dem Klein Report. Dennoch liess er sich nicht blicken.
Veit Dengler nahm im Namen der Unternehmensleitung die Unterschriftenbox entgegen, stieg eine Treppenstufe höher hinauf und wandte sich an die Anwesenden: «Danke für die Petition. Wir werden das genau lesen und ernst nehmen.» Dann folgte das grosse Aber: «Wir dürfen nicht vergessen, dass überall und nicht nur in der Schweiz Druckereien geschlossen werden. Wir arbeiten immer mit offenen Büchern. Und es ist eine Milchbüchleinrechnung, die Druckerei offen zu halten, wenn jedes Jahr die Einnahmen runtergehen. Wir haben eine Verantwortung für das ganze Haus und müssen diese wahrnehmen.»