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Mittwoch
21.06.2023

Medien / Publizistik

Beim Start im September 2021 war die Welt für den TV-Journalisten noch in Ordnung...  (Bild: NZZ, zVg)

Beim Start im September 2021 war die Welt für den TV-Journalisten noch in Ordnung... (Bild: NZZ, zVg)

«In Übereinkunft mit dem Verwaltungsrat wird Jonas Projer noch bis Ende August 2023 in beratender Funktion für das Unternehmen tätig sein.»

Per sofort übernehmen Anja Burri, Thomas Stamm, Daniel Foppa und Christoph Zürcher interimistisch die Führung.

«Strategische Differenzen haben zum gemeinsamen Entscheid geführt, die Zusammenarbeit zu beenden», schreibt der Verlag am Dienstag zu Projers Abgang. Um 10.15 Uhr wurde die Belegschaft an der Redaktionssitzung im Foyer von CEO Felix Graf und Jonas Projer informiert. Die Crew wurde gebeten, «wenn möglich, physisch oder virtuell daran teilzunehmen».

Nachdem der Klein Report Ende Mai über den Aufstand innerhalb der Redaktion der «NZZ am Sonntag» berichte, ging es schnell. Der Vorwurf der Journalisten-Truppe war elementar: Projer verstehe immer noch nicht, wie Print funktioniere. Seine Loyalität zeige er gegenüber dem Verwaltungsrat und der Chefredaktion der NZZ, aber nicht gegenüber der Redaktion.

Gleichzeitig machte der Klein Report publik, dass der Reporter Christoph Zürcher neu Blattmacher bei der «NZZ am Sonntag» sei. Die Qualifikationen für einen Blattmacher sind aber ganz andere als für einen Reporter. Zürcher mache den Job, weil niemand anders das machen wolle, zumindest unter Chefredaktor Jonas Projer.

Das Fass zum Überlaufen brachte in den letzten Tagen der Disput mit der von SRF zurückgeklehrten Wirtschaftsjournalistin Charlotte Jacquemart. Jacquemart hat noch während der Probezeit gekündigt. Dass Jonas Projer als ihr Vorgesetzter seinen Anteil daran hatte, ist nicht nur auf der Redaktion der «NZZ am Sonntag» ein offenes Geheimnis.

Wie beim Blog Inside Paradeplatz meldete sich auch bei der Redaktion des Klein Reports umgehend Rechtsanwalt Simon Jakob aus dem NZZ-Generalsekretariat, um das Thema Disput wegzureden. Gemäss Recherchen des Klein Reports gab es zuletzt für all die Probleme auch ein Teamcoaching, was aber nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat. Weiterer Ärger sind die in Umlauf geratenen Löhne von NZZ-Journalisten.

Und vor dem Abgang von Charlotte Jacquemart war ein Rückzug eines Artikels der Wirtschaftsjournalistin Zoé Baches das grosse Thema auf der Redaktion. Im Text ging es um den Bericht der Zürcher Kanzlei Rudin Cantieni Rechtsanwälte AG im Falle des mittlerweile entlassenen «Magazin»-Chefredaktors Finn Canonica aus dem Hause Tamedia.

Im Verwaltungsrat der NZZ, seit Kurzem unter dem Präsidium von Isabelle Welton, sitzen gemütlich: Christoph Schmid, Florian Harms, Lucy Küng, Laura Meyer, Thomas D. Meyer, Matthias Reinhart, Roland Siegwart und Dominique von Matt.

Zudem muss man wissen, dass das Budget der «NZZ am Sonntag» seit dem Aufstieg von Eric Gujer zum Chefredaktor der «Neuen Zürcher Zeitung» unter dessen Schirm angesiedelt ist.