Eine Umstrukturierung mit vielen Fragezeichen: Das fusionierte Medienunternehmen CH Media organisiert die Bereiche TV, Radio und Filmvertrieb neu. Doch die Angaben, wie das Unternehmen sparen will, ohne Qualität und Vielfalt der verschiedenen Radio- und Fernsehsender zu gefährden, bleiben vage.
«Mit der Reorganisation fokussieren wir uns auf die klar abgrenzbaren Geschäftsbereiche TV National, TV Regional, Radio, Events und Filmvertrieb», sagte Roger Elsener, Geschäftsführer TV, Radio & Filmvertrieb CH Media, dem Klein Report.
Laut Elsener sollen die einzelnen Geschäftsbereiche mit jeweils individueller Strategie, Prioritäten und Massnahmen vorangetrieben werden, gleichzeitig aber auch crossmedial zusammenarbeiten können.
Wie geht das? Elsener nannte zwei Beispiele, wie Synergien genutzt werden sollen: «Zum Beispiel im Bereich Marketing wird die Mediaplanung über alle Bereiche zentral aufgesetzt, dadurch kann der Prozess professioneller gestaltet werden. Weiteres Beispiel: Neu profitiert auch TVO und Tele1 von einer Bundeshausredaktion.»
Damit spricht er etwas beschönigend darauf an, dass sich künftig alle TV- und Radio-Sender ein und dieselbe Bundeshausredaktion teilen werden. «Die genaue Anzahl der Redaktoren können wir nicht sagen», heisst es auf Nachfrage des Klein Reports bei der Medienstelle.
Auch sonst bleibt CH Media in vielen Punkten intransparent. Zum Beispiel, wenn es um den Stellenabbau geht, der mit der Umstrukturierung verbunden ist. Ob zusätzlich zu den acht Kündigungen weitere Arbeitsplätze weggespart werden, wollte Roger Elsener nicht sagen: «Weitere Angaben und zu den genauen Bereichen machen wir keine.»
Die Gewerkschaft Syndicom wirft CH Media sogar Planlosigkeit vor. «Weder diese Salamitaktik noch der wohlklingende Projekttitel 'Kolumbus' für die Umstrukturierung können verschleiern, was CH Media im Moment durchführt: eine gigantische Abbauübung, bislang ohne ersichtliches publizistisches Konzept», heisst es über den Stellenabbau auf Raten.
Versucht CH Media mit den schrittweise erfolgenden Kündigungen, eine Massenentlassung und deren arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu verhindern, wollte der Klein Report von Roger Elsener wissen? «Nein. Im November 2018 informierte CH Media über ein Integrationsprogramm, das sich über 24 Monate erstreckt und über 40 Projekte beinhaltet. Diese Projekte, in den verschiedensten Bereichen, sind unterschiedlich weit fortgeschritten.»
Zu weiteren Fragen erhielt der Klein Report nur unbefriedigende Antworten. So heisst es bei CH Media zum Beispiel, dass man nicht genau wisse, wie viele Mitarbeitende eigentlich von TeleZüri, TV24, TV25, S1, Radio 24, Virgin Radio Switzerland und Impuls Media Group 2021 insgesamt zusammen nach Zürich Oerlikon ziehen sollen.
Der Klein Report kann sich nur wundern: Wenn nach einem neuen, gemeinsamen Produktionsstandort für mehrere Sender gesucht wird, sollte doch immerhin bekannt sein, wie viele Büros und Arbeitsplätze dort überhaupt angesiedelt werden sollen.
Es stellt sich auch die Frage, ob es am neuen Standort zur Zusammenlegung von Redaktionen kommen wird. «Wir optimieren unsere Prozesse laufend. Es ist noch ein weiter Weg bis zum Einzug 2021. Weitere Aussagen wären zum heutigen Zeitpunkt verfrüht», weicht Elsener aus.
Der Geschäftsführer TV, Radio & Filmvertrieb zeigte sich aber überzeugt, dass die einzelnen Sender in der neuen Struktur ihre redaktionelle Eigenständigkeit nicht verlieren werden: «Die neue Organisation ermöglicht es, Synergien zu nutzen, ohne die regionale Identität und Programmhoheit der lokalen TV- und Radiosender zu beeinträchtigen.»
Es fehlt nur die plausible Erklärung, wie das möglich sein wird.