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Sonntag
17.09.2023

TV / Radio

TV-Meteorologen, die in der ARD und im ZDF über die Zusammenhänge von Wetter und Klimakrise aufklären, wie hier Karsten Schwanke, werden zunehmend angefeindet... (Bild: Screenshot ARD)

TV-Meteorologen, die in der ARD und im ZDF über die Zusammenhänge von Wetter und Klimakrise aufklären, wie hier Karsten Schwanke, werden zunehmend angefeindet... (Bild: Screenshot ARD)

Das Phänomen ist in der Schweiz nicht unbekannt: Hass gegen TV-Wetter-Moderatoren. Auch in Deutschland mehren sich die Anfeindungen gegen TV-Wetter-Moderatoren.

«Warum machen Sie sich zur Marionette der Klimahysteriker?», «Ein weiteres Mietmaul, dem man nicht mehr zuzuhören braucht» und «Ein Systemschwätzer ist er, sonst nichts»: Anfeindungen wie diese erleben Karsten Schwanke, Wettermoderator der ARD, und Özden Terli vom ZDF immer häufiger, wie aus einem ARD-Bericht hervorgeht.

«Klima und Wetter sind unterschiedliche Dinge, aber das Klimasystem, das sich verändert, wirkt auf das Wetter, und somit gibt es Verändungen in den Wettersystemen. Und dieser Zusammenhang ist einfach wichtig herauszuarbeiten», erklärt Terli. Er hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, im Wetterbericht auch über die Klimakrise aufzuklären.

Das missfällt vor allem Wissenschaftsleugnerinnen und -leugnern, die ihrem Unmut unter anderem auf Social Media Luft machen. Während dabei vor einigen Jahren noch kritische Fragen zu wissenschaftlichen Erkenntnissen im Mittelpunkt gestanden hätten, gebe es nun vermehrt gezielte Diffamierungen und Einschüchterungsversuche gegen ihn als Person, berichtet auch Karsten Schwanke.

Die Angriffe reichen dabei über Beleidigungen und die Unterstellung von Lügen bis hin zu Drohungen. Terli erlebt ausserdem rassistische Anfeindungen. Auch dass beide für öffentlich-rechtliche Sender tätig sind, wird immer wieder thematisiert.

Die Wissenschaftsleugner bekämen dabei auch Unerstützung von politischer und medialer Seite, meinen die Meteorologen. Im öffentlichen Diskurs um die Klimaerwärmung werde immer wieder verharmlost, die Bedrohung durch die Klimakrise heruntergepsielt, das Thema Klima an sich schon mal als «links» gelabelt.

«Dass Klimaschutz oft auch in konservativen Kreisen als etwas Linksgrünversifftes bezeichnet wird, ist aus meiner Sicht eine der grössten Hürden. Es ist ein riesiges Problem, dass dort dieses Label draufsteht, weil dann verliere ich einen grossen – den bewusst konervativen – Teil der Gesellschaft», so Schwanke. «Physik ist nicht links», meint auch Terli.

Terli sieht in den Angriffen den gezielten Versuch, Berichterstattung zum Thema Klima zu unterdrücken, «indem man denjenigen, die diese Sachen vorträgt, permanent diskreditiert.»

Er hat deshalb vor Kurzem die Konsequenz gezogen, die Kommentarfunktion seines Accounts bei X, vormals Twitter, einzuschränken. Er schliesst nicht aus, sich zukünftig vollständig aus dem Netzwerk zurückzuziehen, sollten die Angriffe in der Art weiter zunehmen. Auch Schwanke gibt an, sich machmal als Teil eines Kampfes zu empfinden, eines «Kampfes um die Wahrheit.»

Beide Wettermoderatoren wollen sich jedoch von den Anfeindungen gegen ihre Berichterstattung nicht einschüchtern lassen. «Ich finde, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Meteorologen und Meterologinnen, Journalistinnen und Journalisten sich auch stärker wehren sollten und nicht sich alles gefallen lassen sollten», so Özden Terli.

Ohnehin sei es ein aussichtsloser Kampf, die Klimakrise oder die globale Erhitzung zu leugnen – denn die «Physik ist die Physik».