Der neue Chefredaktor ist das Symbol schlechthin für die «Basler Zeitung» unter der anbrechenden Ägide von Tamedia: Im Interview mit dem Klein Report erklärt der langjährige, vom Boulevard geprägte Sportjournalist Marcel Rohr, was die Leser nach der Ära Markus Somm von der Zeitung am Rheinknie erwarten können.
Mit wem haben Sie gesprochen, bevor Sie gewusst haben, dass Sie neuer Chefredaktor der «Basler Zeitung» werden?
Marcel Rohr: «Mit den Entscheidungsträgern von Tamedia. Arthur Rutishauser war als Chefredaktor der Tamedia-Zentralredaktion in Zürich ein wichtiger Mann. Daneben waren aus dem Verwaltungsrat Verleger und VR-Präsident Pietro Supino sowie CEO Christoph Tonini involviert. Zudem war für mich auch relevant, dass ich aus der Redaktion der `Basler Zeitung` von Anfang an viele aufmunternde Worte und viel Zuspruch gehört habe.»
Welche Überlegungen sind Ihnen persönlich durch den Kopf gegangen?
Rohr: «Für mich ist das nach 30 Jahren im Sport-Journalismus ein grosser Schritt. Aber es war schnell klar, dass ich bereit bin, mich zu positionieren und in der neuen Funktion als Chefredaktor dazuzulernen. Es ist eine Herausforderung, die ich mit meinen bald 52 Jahren unbedingt annehmen wollte.»
Für die Leserinnen und Leser der BaZ war es wichtig, dass jemand den Chefposten übernimmt, der in der Region verwurzelt ist. Wie stark sind Sie mit Basel verbunden?
Rohr: «Ich bin sehr stark in Basel vernetzt und verwurzelt. Am 1. November 1988, also vor fast genau 30 Jahren, bin ich der damaligen Wochenzeitung `Doppelstab` beigetreten und so in den Journalismus eingestiegen. Ich habe als Journalist die Basler Fasnacht abgedeckt und den FC Basel über Jahre begleitet. Ich denke, ich weiss also, wie der Basler tickt. Der Boulevardjournalismus hat mich von meiner `Blick`-Zeit sehr stark geprägt. Ich will immer herausfinden, was die Menschen in einer Region bewegt.»
Als neuer Chefredaktor sind sie Symbol für die Zukunft der «Basler Zeitung» unter der neuen Eigentümerin Tamedia. Was machen Sie anders als Ihr Vorgänger Markus Somm?
Marcel Rohr: «Es ist ganz klar, dass ich die BaZ in ein neues, digitales Zeitalter führen will. Man verdient im Online-Bereich noch nicht so viel Geld, wie man sich das vorstellt. Künftig wollen wir Online-Inhalte machen, die sich mit bewegten Bildern und auch journalistisch vom Print unterscheiden. Die Leute sollen animiert werden, dass sie für journalistische Inhalte bezahlen. Mein Vorgänger hat sich im Online-Bereich nicht so stark engagiert.»
Als Journalist mit Sport-Hintergrund sind sie politisch ein unbeschriebenes Blatt. Wo würden Sie sich selber auf der politischen Links-Rechts-Skala einordnen?
Rohr: «Mir sind Ideologien ein Gräuel, egal ob aus dem linken oder rechten Lager. Ich bin Vollblutjournalist und sehe es als Riesenchance, dass ich politisch keinem Lager zugeordnet werde. Ich will mit guten Geschichten und Argumenten punkten und denke, dass ein Journalist nichts verloren hat in einer politischen Partei.»
Beschreiben Sie sich als Chefredaktor: Sind Sie eher der Mann, der im Hintergrund die Fäden zieht, oder jemand für die Front, der sich journalistisch mit eigenen Kommentaren exponiert?
Marcel Rohr: «Ein Typ für den Hintergrund bin ich eher weniger. Ich bin bereit Verantwortung zu übernehmen und will nicht einfach irgendein Redaktion-Organigramm erstellen. Ich will auch als Journalist vorne weg gehen und will, kann und muss mich deshalb exponieren.»
Sie werden eng mit der Tamedia-Zentralredaktion in Zürich zusammenarbeiten. Wie gut kennen Sie Arthur Rutishauser, haben Sie das Heu auf der gleichen Bühne?
Rohr: «Wir haben schon einige sehr gute Gespräche miteinander geführt. Er hat eine sehr ruhige und klare Art, die ich schätze. So hat er mir klar signalisiert, dass es künftig kein `wir` und kein `ihr` in Zürich, Winterthur oder Basel geben wird, sondern ein gemeinschaftliches, grosses Tamedia-Dach mit allen Kanälen. Für das steht Arthur Rutishauser, das habe ich intern gespürt.»
Werden Sie auch Journalisten aus der BaZ-Redaktion nach Zürich abgeben müssen?
Marcel Rohr: «Das ist absolut möglich, aber auch noch völlig offen. Wir schauen derzeit die Strukturen noch im Detail an.»
Verleger Pietro Supino spricht davon, den Redaktionsstandort in Basel zu stärken: Haben Sie konkrete Ideen im Kopf?
Marcel Rohr: «Wir müssen schauen, wie es weitergeht in Basel. Wir haben den Wunsch geäussert, dass wir hierbleiben, aber wir müssen auch schauen, dass wir die Kosten im Griff haben. Derzeit geht es auch darum, wen wir punktuell noch dazuholen können, um in Basel das bestmögliche Team zu haben.»