Ein internes Ranking sorgt bei den Journalisten der «Neuen Zürcher Zeitung» für Unruhe: Denn es wird untersucht, wie lange die Leserinnen und Leser der NZZ auf den unterschiedlichen Texten verweilen. Viele Mitarbeitende fragen sich, wozu der Zahlenvergleich überhaupt gut sein soll, wie dem Klein Report von mehreren NZZ-Journalisten zugetragen worden ist.
Mit dem neuen «Best-of-Lesezeit», wie es intern genannt wird, können sich die Journalistinnen und Journalisten und natürlich auch das Management ein genaues Bild machen, ob die Texte «Top» oder doch eher «Flop» sind. Dies zusätzlich zur Rangliste der meistgelesenen Artikel, die auch auf der Homepage der NZZ für alle Nutzer sichtbar sind.
Nach Informationen des Klein Reports sorgt diese neue technische Möglichkeit aber nicht für Stürme der Begeisterung – ganz im Gegenteil. Viele der Schreibenden macht der inoffizielle Wettbewerb in erster Linie nervös, weil nicht genau klar ist, welche Schlüsse die Redaktionsspitze aus den erhobenen Daten zieht.
Einige Journalisten finden diesen rein numerischen Vergleich ohnehin unfair. Ressorts, die sich vor allem mit Nischenthemen beschäftigen, hätten generell einen schwierigen Stand bei der breiten Leserschaft. Daraus resultiere eine klare Benachteiligung gegenüber dem Sport, den Nachrichten oder anderen massentauglichen Texten.
Wozu also das Ganze? Der Klein Report hat der «Neuen Zürcher Zeitung» Fragen zu diesem internen NZZ-Ranking gestellt. Seta Thakur, die Leiterin der Unternehmenskommunikation, antwortete zusammenfassend: «Bei der NZZ wurde kein neues Ranking eingeführt. Es handelt sich um Zahlen, die wir ohnehin seit einiger Zeit erheben, vor wenigen Monaten aber allen Redaktionsmitarbeitenden zugänglich gemacht haben.»
Ohne konkret auf eine der acht gestellten Fragen einzugehen, betonte Thakur dafür ungefragt, dass die NZZ immer wieder mit neuen Metriken experimentiere, «aber nicht im Sinn eines personenbezogenen Rankings».
Was man sich an der Zürcher Falkenstrasse von den Messungen – ganz egal ob personen- oder textbezogen – genau erhofft, und welche Schlüsse allenfalls aus der internen Rangliste und den Erhebungen gezogen werden, liess die NZZ-Sprecherin hingegen offen.
Müssen Autoren, die in der Rangliste mit ihren Texten nicht gut abschneiden, mit Konsequenzen rechnen? Auch diese Frage des Klein Reports blieb unbeantwortet.