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Freitag
02.04.2021

TV / Radio

Der Sender am Zürcher Leutschenbach will eine «genderneutrale Sprache» anstreben... (Bild: SRF/Oscar Alessio)

Der Sender am Zürcher Leutschenbach will eine «genderneutrale Sprache» anstreben... (Bild: SRF/Oscar Alessio)

Gendergerechte Sprache, Regeln für Youtube-Formate und Verhaltensformen für Social Media: Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat die publizistischen Leitlinien an den digitalen Umbau des Medienhauses angepasst.

Pünktlich zum Start des neuen «SRF 2024»-Betriebsmodells am 1. April hat der Sender die Grundlagen für seine Medienschaffenden komplett überarbeitet. «Einer der wichtigsten Punkte bei der Überarbeitung war, was für ein Selbstverständnis wir als Journalistinnen und Journalisten haben», erklärte Lis Borner, Chefredaktorin Audio und Leiterin des Kernteams bei SRF, in einem am Donnerstag veröffentlichten Videointerview.

Das SRF hat unter anderem neu festgelegt, wie sich Redaktorinnen und Redaktoren verhalten sollen, wenn sie als Hosts von Youtube-Formaten «mehr Nähe als kritische Distanz» zeigen müssen, sagte Borner weiter.

Eine andere Neuerung betraf den Umgang mit Gendersprache. Im 101 Seiten umfassenden Dokument steht, dass SRF eine «genderneutrale Sprache» anstreben will. «In mündlichen und schriftlichen Texten vermeiden wir in der Regel das generische Maskulinum», ist darin zum Beispiel zu lesen.

Die männliche Form soll nur dann ausnahmsweise zum Einsatz kommen, wenn der Platz für Paarformen «zu knapp» oder eine genderneutrale Formulierung «zu umständlich oder unverständlich ist», geht aus den Leitlinien hervor.

Interessanterweise gibt das SRF die Anweisung, den sogenannten Genderstern (Beispiel: «Politiker*innen») im Allgemeinen zu vermeiden. Auf sozialen Plattformen hingegen könne dieser von Journalistinnen und Journalisten eingesetzt werden, wenn es den Erwartungen der Zielgruppe entspreche.

Ebenfalls neu geregelt wird, wie sich SRF-Mitarbeitende auf den sozialen Medien verhalten sollen, wenn sie «mehr oder weniger als Privatpersonen» unterwegs sind, so Lis Borner zur Generalüberholung.

Dabei ist beim Liken und Sharen von Posts gemäss dem Dokument «besondere Aufmerksamkeit» geboten. «Einseitig dargestellte politische Inhalte» sollen grundsätzlich «nicht gelikt oder geteilt werden». Und Sportjournalisten sollen beispielsweise darauf verzichten, Inhalte einzelner Sportler oder Teams zu liken oder zu teilen, wenn sie über diese Sportarten berichten würden.

Die neuen publizistischen Leitlinien von SRF gelten ab sofort und werden in den kommenden Monaten angepasst und ergänzt. Im Herbst soll die Schlussfassung erscheinen, und ab 2022 sollen diese Grundlagen dann in einer Onlineversion «jährlich aktualisiert» werden, schrieb der Sender dazu.