Das Magazin «Schweizer Journalist» hat es als Erstes vorgemacht: Die Medienmanagerin des Jahres heisst Simonetta Sommaruga und ist die Medienministerin der Schweiz.
Dass damit die Trennung zwischen Staat und Medien aufgehoben wird, ist der Schweizer Medienszene nicht wirklich aufgefallen. Der erwartete Shitstorm gegen den «Schweizer Journalist» blieb aus, zu gross scheint die Verzweiflung und Angst vor einem möglichen Job-Verlust.
Ein Regierungsmitglied zum Medienmanager des Jahres zu erklären, verweist darauf, dass die Medienbranche in den nächsten Jahren Staatsverlage nicht nur erwartet, sondern auch gutheisst.
In einer Bildlegende schreibt das Branchenmagazin über die Medienministerin: «Sie will den Medien helfen, sich selbst zu helfen.»
Nun doppelt auch «Das Magazin» vom letzten Samstag nach. Der bekannte Netz-Journalist Hannes Grassegger fordert eine schweizerische Plattform für Nachrichten und journalistische Texte in Form einer App, von der SRG betrieben. «Die SRG verfügt bereits über eine digitale Infrastruktur für News. Sie müsste jeder in der Schweiz wohnhaften Person einen Accountzugang geben. Nicht zum Vertrieb eigener Inhalte, sondern als Kanal für alle Schweizer Qualitätsmedien.»
Grassegger benennt so offen, dass mit der Login-Allianz der Schweizer Medien und mit den Forderungen von Simonetta Sommaruga bereits die wichtigsten Schritte in diese Richtung gemacht sind.
Grasseggers Vorschlag einer eigenen Netzwerkplattform ist nicht neu – schon lange versuchten wichtige News-Ingenieure und Staatsrechtlerinnen die Politik zum Aufbau einer solchen zu bewegen. Es ging aber immer um den Aufbau einer Infrastruktur, nicht um die Verbreitung von Inhalten.
Neu an Grasseggers Vorschlag ist die enge Anbindung der Medienplattform an den Staat in Verbindung mit privaten Medien. Staatsjournalismus (SRG und die grössten privaten Verlage zusammen) via Ingenieursleistung erinnert aber an eine SBB, die nur Benutzern Erster Klasse erlauben würde, von Bern nach Zürich zu reisen.
Interessanterweise fällt dies kaum jemandem mehr auf, da sich die Medienlandschaft Schweiz schon seit Längerem in einem Einheitszug zwischen öffentlich-rechtlichen und grossen privaten Verlagen befindet.
Der Klein Report verweist neben vielen eigenen redaktionellen Beiträgen gerne auf einen Artikel im Onlinemagazin «Die Republik» von Olivia Kühni, die am 17. April 2018 festgestellt hat, dass es «wahren Wettbewerb und Innovation» nur da überhaupt gibt, wo auch wirklich ein freier Markt existiert.
Zudem zeigen Ungereimtheiten rund um Post-Busse, Swisscom, SBB, SUVA etc., dass die Verbindung «Staat und AG» oft alles andere als glücklich verläuft. Zumal es bei den meisten öffentlich-rechltichen Unternehmen der Schweiz nicht einmal eine öffentlich-rechtliche Finanzkontrolle durch die Eidgenossenschaft gibt.