Am Samstag erscheint die Print-Ausgabe von «Le Matin», der reichweitenstärksten Bezahlzeitung der Westschweiz, zum letzten Mal. Andere Zeitungen – darunter die regionalen Gratistitel GHI und «Lausanne Cités» – sehen dies als Chance und wollen nun in die «Reichweitenlücke» springen.
Klammert man das Gratisblatt «20 minutes» mit fast einer halben Million Lesern aus, so war «Le Matin» mit 218'000 Lesern bislang die klare Nummer eins in der Romandie. «Als Mediaplaner braucht man einen Ersatz für die wegfallende Reichweite von ‹Le Matin›», meint Daniel Neukomm, Leiter des Deutschschweizer Werbemarkts von GHI und «Lausanne Cités», im Gespräch mit dem Klein Report.
GHI, eine Wochenzeitung mit regionalem Fokus, stand bisher klar im Schatten der Tamedia-Titel «20 minutes», «Le Matin» und «24 heures»: «Le journal indépendant des Genevois», wie sich die Zeitung von Verleger Jean-Marie Fleury seit Kurzem nennt, beansprucht mit 260'000 Exemplaren zwar die stärkste Auflage in der Westschweiz, hat aber lediglich 149'000 Leserinnen und Leser. Mit dem Ende von «Le Matin» hat sich die Position von GHI geändert: «Mit unserem Titel sind wir nun die bedeutendste Plattform in Genf», weiss Daniel Neukomm.
Zusammen mit den 84'000 Lesern von «Lausanne Cités» und den 91'000 Lesern des Werbepartners «Le Régional» kommt das Paket Léman Combi+ auf eine Reichweite von gut 320'000 Personen. Verteilt werden in den Briefkästen von Genf bis Aigle mehr als 500'000 Exemplare der drei Titel. «Das entspricht der Hälfte aller Haushaltungen in der gesamten Westschweiz», rechnet Neukomm.
Die Beachtung der Regionalzeitungen aus Genf und Lausanne steige weiter, weil Bezahltitel wie «L'Hébdo» und nun «Le Matin» von der Bildfläche verschwinden. «Die Leute wollen wissen, was in Genf oder in Lausanne läuft. Wenn das Velo des Pfarrers umfällt, steht das bei uns in der Zeitung», sagt der Werbeleiter zum Klein Report.
Das Ende der überregionalen Westschweizer Tageszeitung «Le Matin» ist eine willkommene eine Chance für die Lokalblätter von Jean-Marie Fleury: «Wir werden zunehmend als nationales Werbeinstrument wahrgenommen», erklärt Daniel Neukomm. «Im letzten Jahr hatten wir im Werbemarkt einen Einbruch. Im ersten Halbjahr 2018 liegen wir nun 10 Prozent über dem Vorjahr. Das ist ein gutes Zeichen.»
Das Werbevolumen des GHI stamme unterdessen zu etwa 40 Prozent von Kunden, die national werben wollen und deshalb nur schwer an der Reichweite von GHI und LC vorbeikommen. «Cool ist auch, dass moderne Unternehmen bei uns im Print werben – wie etwa Uber mit der ‹Driver Campaign›», so Neukomm.
Einige Wunschkandidaten, die bislang in «Le Matin» geworben haben, sollen demnächst folgen, wenn es nach Daniel Neukomm geht: «Dazu zählt beispielsweise M-Electronics. Ich habe Migros-Mediachef Philipp Marquard bereits mitgeteilt, dass wir jetzt die Grössten sind. Wir bieten uns also an.»