Sendepause im entscheidenden Moment. Die Fachleute des Eishockey-Senders MySports machten Feierabend, bevor im Stadion der Sieger feststand.
Der Bezahl-TV-Sender MySports hat das Schweizer Eishockey quasi zu einer Wissenschaft befördert. Er analysiert jede entscheidende Spielszene, seziert Passspiel und Laufwege und kommentiert mit Experten wie den früheren Spielern Sven Helfenstein und Andreas Hänni oder Trainer-Legende Ueli Schwarz.
Das bei Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) erprobte Moderatoren-Team Daniela Milanese und Jann Billeter liefert das journalistische Backchecking.
Sunrise lässt sich die Rechte an der National League dem Vernehmen nach pro Jahr über 30 Millionen Franken kosten. Dafür hat der Konzern die Exklusivität während 52 Qualifikationsrunden und den momentan laufenden gepachtet.
Man müsste deshalb davon ausgehen, dass während der Meisterschaftsentscheidung auch die MySports-Fachleute zu einem Sondereffort bereit sind. Schliesslich ist der schnelle Mannschaftssport nie aufregender als jetzt – umso mehr, wenn die Spiele in der Verlängerung entschieden werden, wie beispielsweise am Mittwoch zwischen Lausanne und Fribourg. Am Lac Léman waren nicht weniger als 47 Extraminuten nötig. Das epische Spiel der beiden besten Klubs aus der Romandie wurde erste in der Geisterstunde (um 00.43) entschieden.
Für die Studio-Belegschaft von MySports war dies des Guten offenbar zu viel. Sie erinnerte sich an ihre gewerkschaftlichen Rechte und quittierte den Dienst um Mitternacht.
Nach der ersten Verlängerung gab MySports-Moderator Matthias Röthlisberger das Wort zurück ins Stadion an Reporter Thomas Rottmeier: «Thomas, ich bin mir sicher, du magst noch. Du kannst das ganze Sommertraining, das du als Kommentator absolviert hast, in die Waagschale werfen.»
Damit war im Studio Sendepause. Als es nach 100 Minuten immer noch 2:2 stand, bekamen die Fernsehzuschauerinnen und Fernsehzuschauer Spielstatistiken zu sehen. Gleichzeitig drehte die Eismaschine ihre Runden. Immerhin: Der Sender verschonte die Zuschauer mit dem guten alten Testbild. Auf Nachfrage von «Blick» erklärte die Sendeleitung das Lichterlöschen mit einer «redaktionellen Entscheidung».
Die MySports-Kundin rieb sich verwundert die Augen und fragte sich: Würde SRF bei einer Bundesratswahl vor dem entscheidenden Wahlgang die Experten ebenfalls nach Hause schicken? Oder Tele Züri Werbung schalten, wenn am Sechseläuten der Böögg explodiert? Wohl kaum.