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Mittwoch
04.10.2017

Medien / Publizistik

Lässig selbstironisch, beklemmend intim

Lässig selbstironisch, beklemmend intim

Über die «Kunst des Erwachsenwerdens» wollen Michèle Binswanger und Wäis Kiani in ihrem neuen Tandem-Blog auf tagesanzeiger.ch/newsnet schreiben. Die beiden Journalistinnen «erforschen», wie ein verantwortungsvolles Erwachsensein Hand in Hand geht mit dem «Spass am Leben». Und wo sie sich in die Haare geraten.

Sex sells: «Wie geht Vergnügen, wenn man nicht mehr ganz jung ist? Wie verändern sich Sex-Appeal, Dating, Flirting und der eigene Style?», beginnt der Ankündigungstext, mit dem Tamedia am Dienstag auf den neuen Blog «Michèle & Wäis» aufmerksam machte.

Und gleich im ersten Blog-Eintrag jongliert Wäis Kiani gekonnt mit pikant persönlichen Einblicken und lässig selbstironischer Distanz: «Als ich noch sehr jung war, dachte ich, beim Überschreiten einer Altersgrenze (30) ist man automatisch älter und somit erwachsen», heisst es da zu Beginn. 

Natürlich verpuffte der Zahlenzauber bald: «Mit 30 war nichts, ich war noch Kind.» Da hätten es «unsere Eltern» noch einfacher gehabt, «sie heirateten in ihren Zwanzigern, bekamen uns und waren automatisch erwachsen», schreibt Kiani weiter im Gestus einer ganzen Generation.

Entwaffnend ehrlich, und in der Selbstentblössung auch ein wenig beklemmend, steht da weiter: «Ich gab alles Geld, das ich verdiente, immer aus, egal wie viel es war, jetzt denke ich daran, ob ich als Greisin noch genug schreiben kann, um davon zu leben, und was, wenn ich erblinde?»

«Aber woran merkt man, dass man immer noch nicht erwachsen ist? Wenn man sich in seinen viel jüngeren Werkstattmechaniker verliebt? Wenn man mit Freundinnen in einem Club auf Ibiza die Nacht durchtanzt? Das erste Mal Botox?» Solche Fragen, die Kiani schliesslich aufwirft, sind selbstredend. Ebenso ihr Augenzwinkern.

Die Schnipsel, die «Michèle & Wäis» auf den «steinigen Weg zum Erwachsensein» für Junggebliebene und Älterwerdende streuen, sollen «geplant» dreimal pro Woche publiziert werden, wie Tamedia weiter schreibt. 

Während Binswanger, die 2016 zur «Gesellschaftsjournalistin des Jahres» gewählt worden ist, zuletzt mit «Fremdgehen - ein Handbuch für Frauen» für Gesprächsstoff sorgte, handelt Kianis letztes Buch «Die Susi-Krise» von den Tücken der Midlifecrisis bei Frauen und Männern.