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Montag
14.09.2015

Medien / Publizistik

Etwas ratlos: Leuthard und Lebrument

Etwas ratlos: Leuthard und Lebrument

Der Auftritt von Medienministerin Doris Leuthard am Schweizer Medienkongress wirkte wie eine direkte Antwort auf die Standpauken-Rede von Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument. Sie sieht in der Werbeallianz von SRG, Swisscom und Ringier nicht primär eine Gefahr, sondern eine Chance für die einheimischen Verlage.

«Bringen Sie mir Beispiele, wo Sie sich als Verleger diskriminiert sehen», sagte sie vor den Gästen im Hotel Victoria Jungfrau in Interlaken am Freitag. In Leuthards Augen führten die Verlage einen falschen Kampf: «Verbrauchen sie ihre Kräfte nicht gegen einen falschen Gegner», meinte sie und verwies einmal mehr auf «the big four» im internationalen Wettbewerb. Aus ihrer Sicht sollte man dem Trio SRG, Swisscom und Ringier gratulieren, zumal der Schritt unternehmerisch Sinn mache, findet die CVP-Politikerin.

Die kostenlose oder kostenpflichtige Verwendung von wertvollem Big-Data-Material des Telekomkonzerns Swisscom zu Werbezwecken sei vertieft zu prüfen. Krasse Forderungen wie die Abschaffung der SRG-Gebühren oder ein vollumfängliches Werbeverbot für die SRG seien nicht zielführend, führte sie in ihrer Einleitung an und baute geschickt das schwärzeste aller Szenarien auf. Sie zählte sozusagen dramatisch auf Null runter. Und verwies darauf, dass die SRG ja 1960 schon einmal «vor dem Aus gestanden habe», so Doris Leuthard mit Jahrgang 1963.

Umso wichtiger sei es für die gesamte Medienbranche, gemeinsame Vermarktungsmodelle zu entwickeln, was natürlich im Publikum eher schmunzeln auslöste. Die Konkurrenzsituation ist dermassen heftig im Online- und im Printbereich, da darf man sich so etwas zwar wünschen, realistisch ist es sicherlich nicht.

Dementsprechend ging Leuthard erneut auch auf das Online-Werbeverbot ein, das durch ein solches Trio logischerweise leicht umschifft werden könnte. «Das Online-Werbeverbot wird auch in der Konzession Ende 2017 noch stehen. Am Online-Werbeverbot wird nicht gerüttelt, kein Jota», beteuerte die Ministerin. Es habe sie aber besonders gefreut, dass das Kongressprogramm die Online-Welt ins Zentrum gestellt hat.