Er meint es gut, macht es aber falsch. Jonas Projer, Chefredaktor der «NZZ am Sonntag», schreibt anlässlich der AHV-Abstimmung ein Meinungsstück über Frauen und meint im letzten Abschnitt: «Bekanntlich sind die Meinungen geteilt, ob sich ein Mann zur Gleichberechtigung überhaupt äussern darf – und ob er es sollte. Doch es sei mir verziehen (…).»
Der Klein Report sieht in genau diesem Satz das Problem. Gleichstellung und Gleichberechtigung sind politisch hoch aktuelle Themen und dazu dürfen sich in einer Demokratie selbstverständlich alle äussern.
Doch die Medien machen Clickbait aus «false balance» und spielen bei klassischer demokratischer Gleichstellungspolitik immer Frauen gegen Männer aus. Auch alle Parteien tun dies, allen voran die Linke, als sie behauptete, die Männer hätten die Frauen überstimmt. Dabei geht es bei der Gleichstellung in erster Linie um Demokratie und nicht um das Geschlecht. Um die etwas aus der Mode geratene Urteilskraft zu stärken, hier der Klein Report zwecks Weiterbildung: Frauen werden unter dem Kollektiv «Frau» diskriminiert.
Frauen sind selber aber nie Kollektiv, sondern immer Individuum. Und selbstverständlich streiten Frauen als Frauen, manchmal gegen Frauen, aber meist müssen sie sich in der Schweiz immer noch gegen Männermehrheiten wehren.
Wenn Jonas Projer paternalistisch abschliesst mit «ähnlich fundamentale Fragen gab es in der Politik schon immer. Früher haben Männer mit Männern darüber gestritten», vergisst er den Nachsatz: «Weil Frauen damals nicht nur überhaupt nichts zu sagen hatten, sondern als verheiratete Frauen regelrecht als Besitz ihrer Ehemänner verwaltet und verhandelt wurden.»
Hier liegt der Knackpunkt aller Gleichstellungsdiskussionen in der Schweiz: Dass Männer wie Jonas Projer bei allen Gleichstellungsfragen die späte Einführung des Frauenstimmrechts einfach ausblenden. Denn ganz ehrlich: 51 Jahre politisches Stimm- und Wahlrecht gegenüber Jahrhunderten von männlicher Dominanz wiegt wie eine Feder gegenüber einer Tonne Kuhmist.