Fünf Jahre lang moderierte Franz Fischlin den «Medienclub». Nun gibt er die Sendung ab.
Der Klein Report unterhielt sich mit Franz Fischlin über die Glanzmomente und Tiefschläge in seiner Zeit beim «Medienclub». Und darüber, weshalb er sich auf die «Tagesschau»-Moderation konzentrieren will, und weshalb der Journalismus sich selbst zum Thema machen muss.
Sie haben das Format «Medienclub» lanciert und mitgeprägt. Nun geben Sie die Moderation nach fünf Jahren ab, mitten in einer heftigen Medienkrise. Warum gerade jetzt?
Franz Fischlin: «Die Antwort ist ganz banal und hat mit der aktuellen Mediensituation nichts zu tun. Ich habe aus familiären Gründen in den letzten Jahren schrittweise mein Pensum reduziert. Und reduziere es nun nochmals. Aber der Entscheid fiel mir nicht leicht. Die Sendung war eine Herzensangelegenheit.»
Was war der prägendste «Medienclub»-Moment Ihrer Moderationszeit?
Fischlin: «Es gab mehrere prägende Momente. Und vor allem auch Gäste, die mir in Erinnerung geblieben sind. Neben vielen Persönlichkeiten aus den verschiedensten Medienhäusern der Schweiz, vor allem auch Menschen, die erzählten, welche Erfahrungen sie mit Medien gemacht haben. So zum Beispiel FCB-Präsident Bernhard Heusler oder die ehemalige Bundesrätin Eveline Widmer Schlumpf.»
Und was waren die heikelsten Momente?
Fischlin: «Inhaltlich waren sicher die Sendungen rund um die ‘No Billag’-Initiative am herausforderndsten, denn mir war es sehr wichtig, dass sich eine absolut ausgewogene Diskussion entwickelt. Der Tiefpunkt war mal eine Sendung, als die Gäste sich praktisch während den ganzen 75 Minuten weigerten, eine normale Diskussion zu führen. Alle waren im Angriffsmodus, und hüben wie drüben überbot man sich mit persönlichen Angriffen. Interessant war, dass sich nach der Sendung sogar einer der Gäste für sein Verhalten entschuldigte.»
Der «Medienclub» erzielt im Durchschnitt zwischen 10 und 15 Prozent Marktanteil, teilweise sogar noch weniger. Warum interessieren sich nicht mehr Zuschauerinnen und Zuschauer für die Sendung?
Franz Fischlin: «Es interessierten sich jeweils erfreulich viele Zuschauerinnen und Zuschauer für die Sendung. Da war ich sogar überrascht, wie viele es waren. Der Schnitt der Diskussionssendungen wie ‘Club’ oder ‘Arena’ liegen nicht wahnsinnig viel höher, so zwischen 15 und 20 Prozent.»
Ihnen wurde in Kommentaren vorgeworfen, dass Sie zum Teil Ihre Gäste nicht ausreden lassen oder nicht genau zuhören würden. Was entgegnen Sie Ihren Kritikerinnen und Kritikern?
Fischlin: «Diese konkrete Kritik ist mir, ehrlich gesagt, neu. Aber ich finde, als Moderator muss man das Publikum ernst nehmen. Feedbacks können der Spiegel sein, der einen auf blinde Flecken aufmerksam macht. Und ich habe im ‘Medienclub’ stets versucht, meinen Interview-Stil und die Art, wie ich die Diskussion leite, laufend weiterzuentwickeln und zu verbessern. Übrigens: Einer der härtesten Kritiker war und bin ich selber.»
Zu Ihrem Abschied beim «Medienclub» sagten Sie, dass Sie Ihr Pensum reduzieren wollen. Inwiefern spielte auch die SRF-Spitze eine Rolle bei Ihrem Entscheid?
Fischlin: «Absolut keine. Ich gebe die Sendung ab, weil ich mehr Zeit für die Familie haben und mich auf meine Tätigkeit bei der ‘Tagesschau’ konzentrieren will.»
SRF will sich Gedanken zum Sendungskonzept machen. Da Sie federführend bei der Entwicklung beim «Medienclub» waren: Was genau würden Sie selber ändern?
Fischlin: «Der ‘Medienclub’ hat als Sendung funktioniert. Ich denke, daran kann man anknüpfen. Aber es ist natürlich auch möglich, dass man nun nach meinem Abgang etwas Neues entwickeln möchte. So oder so würde ich mich einfach freuen, wenn SRF weiterhin ein Format hätte, in dem über Medien und Mechanismen diskutiert wird. Kritisch und selbstkritisch. Wenn wir Medienschaffende öffentlich unsere eigene Rolle hinterfragen, führt das zu mehr Transparenz. Das ist meiner Meinung nach eine ganz wichtige Aufgabe.»
Und was würden Sie sich nun als Zuschauer für die Sendung wünschen?
Fischlin: «Diskussionsrunden, die lebhaft und kontrovers, aber auch sachlich und konstruktiv geführt werden. So nach dem Prinzip: Der andere könnte recht haben. Gerade meine letzte Sendung hat gezeigt, dass das möglich war - trotz ganz unterschiedlicher Positionen, welche die Gäste zum Thema ‘Wie objektiv berichten Medien?’ hatten. Das hat mich persönlich sehr gefreut, denn so konnte ich mit einem guten Gefühl abtreten.»