Sechs Frauen werfen einem bekannten Journalisten sexuelle Belästigung unter anderem bei der «Republik» vor.
Die «Neue Zürcher Zeitung», die Online-Portale Watson und nau.ch, «Blick» und «20 Minuten» berichteten noch am selben Tag davon, meist ohne pointierte Einordnung, vielmehr verwiesen sie nur auf den SRF-«Medientalk», der als erster davon erfahren hat und infolge dem die «Republik» den Fall sehr verkausuliert öffentlich machte.
Es gab dazu in der Sonntagspresse kaum Artikel, definitiv keine grossen Seiten-Debattenbeiträge. Dass der im SRF-«Medientalk» aufgeführte Starreporter über grosse Macht im Medienbetrieb verfüge, wurde im Beitrag mehrfach hervorgehoben.
Dass diese so weit reicht, dass nach dem ersten Knall nicht mehr berichtet wird, ist auffällig. Nehmen wir an, der SRF-«Medientalk» hätte eine ähnliche Story über «Die Weltwoche» publiziert. Die Medien hätten sich tagelang darüber ausgetauscht, es gäbe einen Club zum Thema, es wäre «Tagesschau»-Material.
So aber? Nichts, nada, niente. Wer auf Google beispielsweise nach Meldungen von «TagesAnzeiger zu Belästigung Republik Journalist» sucht, findet nur einen alten Artikel vom April 2023 – und natürlich die Meldungen von «20 Minuten». In der Schweizerischen Mediendatenbank (SMD) findet man nach Recherchen keine relevanten Meldungen zum Thema: Weder der Ursprungsbeitrag noch die vielen Kurzmeldungen. Aufgelistet werden lediglich «Blick» und die NZZ mit den Beiträgen direkt nach dem SRF-«Medientalk».
Die Schweiz hat in der Zürcher Medienszene ein grösseres MediaToo-Problem. Ein Problem, das von der «Republik» tage- und wochenlang begleitet wurde. Was ist da los?
Ein grosses Unbehagen schleicht sich ein: Gibt es punkto MediaToo eine Omertà innerhalb der Medien und der untereinander befreundeten Journalisten und Journalistinnen und deren «FreundInnen», sodass nur bei MeToo-Fällen ausserhalb des engeren Kreises berichtet wird?