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Montag
16.09.2024

Medien / Publizistik

Seit Juli leitet Martina Fehr das Institut für Journalismus und Kommunikation in Luzern mit einem vierköpfigen Team... (Bild zVg / © Reto Camenisch)

Seit Juli leitet Martina Fehr das Institut für Journalismus und Kommunikation in Luzern mit einem vierköpfigen Team... (Bild zVg / © Reto Camenisch)

Einst gab es am «Medienausbildungszentrum» MAZ einen Chef plus Vize. Seit drei Monaten regiert an der Luzerner Murbachstrasse ein vierköpfiges Leitungssgremium mit einer Chief Executive Officer an der Spitze.

Im ersten Teil des Gesprächs spricht der Klein Report mit CEO Martina Fehr über die Hintergründe der neuen Führungsstruktur, ihre konkreten Auswirkungen auf den Arbeitsalltag sowie darüber, was aus den Reformideen geworden ist, mit denen Fehr im Frühling 2020 von Somedia ans MAZ wechselte.

Im letzten Juni wurde die Neuorganisation des MAZ vorgestellt. Die bisherigen Positionen der Direktorin und der Vize-Direktorin wurden durch ein vierköpfiges Führungsteam ersetzt. Warum? Was ist der Hintergrund und der erhoffte Vorteil dieser neuen Struktur?
Martina Fehr
: «Wir haben die vier C-Level-Positionen eingeführt, weil die Komplexität der heutigen Welt eine weitere Professionalisierung des MAZ erfordert. Die Herausforderungen in der Medien- und Kommunikationswelt nehmen zu: Digitalisierung, steigende Marktanforderungen, Qualitätssicherung sowie Medien- und Bildungspolitik. Mit der Neuorganisation der Geschäftsleitung verteilen wir diese Aufgaben auf mehrere Schultern und stärken gezielt unsere Kompetenzen in den für uns zentralen Themen.»

Die neue Führungsstruktur markiere einen «bedeutenden Meilenstein im Strategieprozess», hiess es damals. Was ist damit gemeint?
Fehr: «Seit Juli steht die neue Führungsstruktur mit klarer Aufgabenteilung. Es hat mich selbst überrascht, wie schnell die neue Struktur im Arbeitsalltag Wirkung gezeigt hat: Wir können die unterschiedlichsten Themen rasch und effizient angehen. Und es macht einen erheblichen Unterschied, in der Geschäftsleitung mit vier Personen Lösungen zu erarbeiten: Die Perspektiven und Bedürfnisse aller MAZ-Bereiche sind nun in der Geschäftsleitung repräsentiert.»

Worin zeigt sich dies ganz konkret im Arbeitsalltag und den Arbeitsabläufen?
Martina Fehr: «Zu den konkreten Ergebnissen gehört die Entwicklung einer Customer Journey, die sowohl unsere internen Abläufe als auch das Erlebnis unserer Kundinnen und Kunden deutlich verbessern soll. Das Vorprojekt konnten wir im August abschliessen, nun geht es an die Umsetzung. Zudem arbeiten wir daran, unsere bislang noch stark analoge, papierlastige Buchhaltung zu digitalisieren. Zahlreiche kleine Verbesserungen haben ebenfalls spürbare Erleichterungen für unseren Arbeitsalltag gebracht: Neue Sitzungsstrukturen fördern die interne Koordination und den Austausch untereinander, und eine klare Zuständigkeit für das zunehmend komplexe Vertragswesen trägt zur Effizienzsteigerung bei. Für mich persönlich bedeutet die neue Struktur mehr Zeit für das eminent wichtige politische Lobbying sowie unseren Strategieprozess und die Leitung von Teilprojekten.»

Seit Herbst 2023 nennt sich die Luzerner «Journalistenschule» respektive die ursprünglich als «Medienausbildungszentrum» gegründete Organisation neu «Institut für Journalismus und Kommunikation». Verliert der Journalismus an der Luzerner Murbachstrasse mehr und mehr an Gewicht?
Fehr: «Ganz im Gegenteil! Das MAZ ist eine Stiftung mit einem klar definierten Auftrag, der im Stiftungsreglement festgehalten ist. Wir sind für die Aus- und Weiterbildung von Journalistinnen und Journalisten sowie Kommunikationsfachleuten zuständig und fördern mit unseren Angeboten im Bereich der Kommunikation das Verständnis für verantwortungsbewussten Journalismus. Es ist daher nur konsequent, dass sich der gesamte Aufgabenbereich unserer Stiftung auch im Namen widergespiegelt. Zudem war die Bezeichnung ‚Journalistenschule‘ angesichts der aktuellen Debatte zur inklusiven Sprache nicht mehr zeitgemäss.»

Bevor Sie im Mai 2020 von Somedia nach Luzern wechselten und die Leitung des MAZ übernahmen, erklärten Sie dem Klein Report, wie sie die rückläufige Nachfrage nach journalistischen Ausbildungen stoppen wollen: Mit neuen Online-Kursen, einem Flexstudium und Kooperationen mit anderen Bildungsinstitutionen. Was ist daraus geworden?
Martina Fehr: «Die Pandemie hat uns die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen des Online-Unterrichts aufgezeigt. Wir setzen virtuelle Elemente im Unterricht bewusst sehr gezielt ein, etwa für Coachings, Standortgespräche oder auch Inputs von Koryphäen aus aller Welt. Die Nachfrage nach reinen Online-Kursen ist gering. Unsere Studierenden, Kundinnen und Kunden wollen ans MAZ nach Luzern kommen, um sich auszutauschen, Abstand vom Redaktionsalltag oder dem Büro zu gewinnen und ihr Netzwerk zu erweitern. Das ‚Flexstudium‘ hingegen, eine flexiblere Gestaltung der Weiterbildung, ist ein sehr grosses Bedürfnis. Um diesem gerecht zu werden, haben wir viele unserer Weiterbildungsangebote stärker oder überhaupt modularisiert.»

Und wie steht es bei den Kooperationen?
Fehr: «Für die FH Graubünden bieten wir im Bachelor-Studiengang Multimedia Production die Vertiefungsrichtung Journalismus an. Für die CH Media Academy vermitteln wir den Volontärinnen und Volontären die journalistischen Grundkompetenzen. Im Kanton Zürich setzen wir derzeit das Projekt Pumas um – eine praxisorientierte Medienwoche für insgesamt 50 Schulklassen. Vor zwei Wochen konnten wir zudem das neue CAS Journalismus mit der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) lancieren. Weiter sind wir mit dem Verein Reporter:innen ohne Barrieren eine strategische Kooperation eingegangen. Der Verein fördert inklusive Medienarbeit und bildet Menschen mit Beeinträchtigungen zu Reporterinnen und Reportern aus.»