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Sonntag
17.03.2024

Medien / Publizistik

Legt sehr grossen Wert auf Formalitäten: Ringier-Chef Marc Walder... (Bild: Ringier)

Legt sehr grossen Wert auf Formalitäten: Ringier-Chef Marc Walder... (Bild: Ringier)

Wer Ringier-Chef Marc Walder einen Brief schreibt, sollte zweimal checken, welches Briefpapier er verwendet. Der frühere Sonderermittler Peter Marti hat im Zuge des Corona-Leaks zwei Schreiben auf dem Briefpapier eines ausserordentlichen Staatsanwalts des Bundes gedruckt, unterschrieben und versandt, wie die «SonntagsZeitung» berichtet.

Da er dies nach Beendigung seines Mandats tat, wurde er von Walder im letzten Jahr wegen Amtsanmassung und Urkundenfälschung angezeigt. Die Bundesanwaltschaft hat das Verfahren in der Zwischenzeit eingestellt. Dies gehe aus einer Verfügung von Ende Februar hervor, die der «SonntagsZeitung» vorliege, heisst es im Text.

Die Bundesanwaltschaft sieht die beiden Schreiben mit dem besonderen Briefpapier als nicht dramatisch an. Es sei keine rechtswidrige Absicht erkennbar gewesen, heisst es in dem Dokument. Marti begründete den Lapsus mit Aufräumarbeiten. Den ersten Brief habe er aber noch kurz vor dem Eintreffen des Entlassungsschreibens verfasst.

Was Marc Walder davon hält, ist nicht bekannt. Er sei für eine Stellungnahme nicht erreichbar gewesen, schreibt die «SonntagsZeitung». Walder wehrt sich gegen die Einstellung des Verfahrens, wie die Zeitung schrieb.

Die vermeintliche Affäre um das Briefpapier lenkt den Blick etwas von der hauptsächlichen Geschichte ab. Im Januar 2023 erschütterten Enthüllungen der «Schweiz am Wochenende» die Schweiz.

Im Artikel wurde berichtet, dass es während der Coronapandemie zu «intensiven» Kontakten zwischen Peter Lauener, dem ehemaligen Kommunikationschef von SP-Bundesrat Alain Berset, sowie Ringier-CEO Marc Walder gekommen sei. Dank dieser «Klüngelei» habe der «Blick» während der Coronapandemie regelmässig einen Vorsprung bei seiner Berichterstattung in Form von Primeurs für sich verbuchen können.

Mitte November 2023 erschien dann der Untersuchungsbericht der GPK. Ringier-CEO Marc Walder habe vom ehemaligen Kommunikationschef des Innendepartements, Peter Lauener, «vertraulich klassifizierte Informationen erhalten», heisst es im Untersuchungsbericht. Der Chef von Lauener, Innenminister Alain Berset, der mehrfach täglich über die Lage informiert wurde, wusste gemäss dem GPK-Bericht vom Austausch zwischen Lauener und Walder.

Und Peter Marti? Der ehemalige Zürcher Oberrichter hat den Fall bereits im Mai 2023 abgegeben. Der Ermittler wurde nicht nur von Marc Walder eingeklagt, sondern auch von Peter Lauener, wegen Amtsmissbrauch und anderer Delikte.

Dieses Verfahren gegen Marti wurde im letzten Jahr eingestellt. Der Entscheid ist aber noch nicht rechtskräftig, da Beschwerden hängig sind.