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Montag
01.02.2021

TV / Radio

«Nastrovje!»: Luzia Tschirky nach ihrer Freilassung, zusammen mit dem Schweizer Botschafter in Minsk, Claude Altermatt…      (Bild: Twitter, Claude Altermatt)

«Nastrovje!»: Luzia Tschirky nach ihrer Freilassung, zusammen mit dem Schweizer Botschafter in Minsk, Claude Altermatt… (Bild: Twitter, Claude Altermatt)

SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky ist am Sonntag in Minsk vorübergehend in Polizeihaft genommen worden. Nachdem die TV-Journalistin am Mittag privat in Begleitung einer Bekannten und deren Mann an einer Ampel von drei maskierten Männern in einen Bus gezerrt worden ist, verbrachte Tschirky drei Stunden auf einer Polizeistation in der belarussischen Hauptstadt.

In einem Interview für SRF-News erklärte Tschirky: «Ich und eine Bekannte mit ihrem Mann waren auf dem Weg in ein Café. Wir standen an einer Ampel und wollten die Strasse überqueren, als plötzlich ein Minibus neben uns angehalten hat. Drei maskierte Männer sprangen heraus und sagten, wir sollen mitkommen.»

Gegenüber den Männern habe sie sofort erklärt, dass sie Schweizerin sei und als Journalistin eine Akkreditierung besitze. «Ich wollte meinen Pass zeigen. Aber sie haben mich und meine Bekannten gepackt und in den Minibus gezerrt», erklärt sie auf Fragen ihres Haussenders SRF.

Im Minibus sassen mit Schlagstöcken ausgerüstete Mitglieder der Sondereinheit «Omon», sagte Tschirky weiter. Aber auch weitere Personen, die wie sie und ihre Bekannten abgeführt wurden. Man habe ihnen nicht gesagt, weshalb sie mitgenommen worden seien, ob sie festgenommen oder wohin man sie bringen würde.

Es habe nur geheissen, «man wolle unsere Identitäten überprüfen - doch das würden nicht sie selbst, sondern andere erledigen», so die SRF-Korrespondentin weiter. «Ich habe immer wieder meinen Pass gezeigt, ihn auch in die kleinen Kameras gehalten, die die Männer an der Uniform trugen. Es war sehr unheimlich, nicht zu wissen, was geschieht.»

Über den Grund ihrer Festnahme hat die Journalistin nichts erfahren. Es habe noch sehr viele andere Menschen auf der Polizeistation gehabt, die von anderen Orten hergebracht worden seien. Eine Bitte, die Botschaft anrufen zu dürfen, wurde nicht erlaubt. Dann kam eine Frau vom Migrationsdienst und meinte, mir würde nichts geschehen. Sie durfte gehen.

Was mit ihren Bekannten geschehen ist, weiss Luzia Tschirky nicht. In der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens sagte sie: «Ich bin in Sorge um sie.»

Tschirky meint, die Festnahme sei reine Willkür gewesen. Seit den Präsidentschaftswahlen im August gibt es regelmässig an Sonntagen Demonstrationen gegen die Regierung.

Die SRF-Korrespondentin hat im November eine Akkreditierung bekommen und im Dezember ein Visum für Belarus. Bei der Festnahme war sie aber privat in der Stadt Minsk unterwegs, wie die Fernsehfrau in ihrem Interview mit SRF sagt.