Die Gewerkschaft Syndicom reibt sich verwundert die Augen: Ganze 37,1 Millionen Franken sollen als Dividenden an die Aktionäre des Medienkonzerns TX Group ausgeschüttet werden, wovon besonders die Familie Coninx als grösste Anteilsinhaberin profitieren würde.
Bei den Angestellten, insbesondere den Mitarbeitenden der Tamedia-Druckzentren, sorgt die grosszügige Gewinnabschöpfung für grosse Verärgerung und Enttäuschung zugleich. Denn der Lohn für ihre Arbeit ist nicht annähernd so fürstlich wie der Anteil der Aktionäre.
So hat das Personal der Druckzentren im letzten Jahr eine Lohnkürzung von 1 Prozent akzeptiert, die seit 2020 gültig ist. Ab 2021 sollen die Gehälter dann noch um weitere 0,5 Prozent gedrosselt werden.
In der Hoffnung, ihre Arbeitszukunft zu retten, hätten die Angestellten den Einbussen zugestimmt, schreibt Syndicom am Dienstag. Die Leitung von Tamedia habe mit «Schreckensszenarien» auf dieses Zugeständnis hingewirkt. So sei immer wieder betont worden, wie schwierig das unternehmerische Umfeld sei.
Doch die geplante Dividendenverteilung und die «weiterhin überdimensionierten Boni der Unternehmensleitung» zeugen nun von einem weit weniger dramatischen Geschäftsgang, als dies dargestellt wurde. Die EBITDA-Marge sei mit 18,2 Prozent immer noch «ausserordentlich», wundert sich Syndicom.
In Anbetracht dieser Zahlen fühlen sich die Mitarbeitenden der Tamedia-Druckereien hintergangen, heisst es von der Gewerkschaft. Die Lohnkürzungen, in die sie einwilligten, erscheinen nun vor einem anderen Hintergrund.
«Das unter falschen Vorzeichen erbrachte Zugeständnis muss revidiert und die Lohnreduktionen müssen zurückerstattet und abgeschafft werden», lautet deshalb die klare Forderung von Syndicom.
Auch ausserhalb der Druckereien stellt die Gewerkschaft dem Medienunternehmen Tamedia ein schlechtes Zeugnis aus. So müssten die entlassenen Arbeitnehmenden der Tageszeitung «Le Matin» mit gewerkschaftlichem Rechtsschutz «weiter um die korrekte sozialversicherungsrechtliche Abwicklung kämpfen», heisst es.
Eine weitere (Ab-)Baustelle, die Syndicom anprangert, sind die Tamedia Editorial Services, bei denen nach Ende 2018 jetzt erneut Pläne für eine Zentralisierung und womöglich einen Stellenabbau bestehen. «Syndicom fordert Tamedia auf, von solchen für das Personal und für die Qualität der Arbeit nicht mehr tragbaren Massnahmen Abstand zu nehmen und keine Entlassungen mehr vorzunehmen.»
Die finanziellen Mittel für einen fairen Umgang mit dem Personal aller Unternehmensteile seien vorhanden, so die Gewerkschaft.