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Montag
12.09.2016

TV / Radio

Verbale Entgleisung gegen Michelle Steinbeck

Verbale Entgleisung gegen Michelle Steinbeck

Und wieder ist es Elke Heidenreich (Bild), die im «Literaturclub» auf SRF für einen Eklat sorgt. In der letzten Sendung beschrieb sie das Buch «Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch» der Schweizer Schriftstellerin Michelle Steinbeck als «grauenhaft. Es ist entsetzlich, es ist ein Albtraum, es zu lesen. Das Buch ist unehrlich, verlogen, konstruiert. Und wenn das ernst gemeint ist, dann hat die Autorin eine ernsthafte Störung.»

Viele «Literaturclub»-Zuschauer waren entsetzt über die verbalen Entgleisungen und Beleidigungen der deutschen Schriftstellerin und Literaturkritikerin. So auch Susanne Jäggi, Jurymitglied des Deutschen Buchpreises und Inhaberin der Buchhandlung «Librium» in Baden, wie sie im Gespräch mit dem Klein Report erklärt.

«Die Äusserungen von Elke Heidenreich waren ganz übel, unsachlich und unprofessionell», so Jäggi. «Ich bin richtig erschrocken. Im `Literaturclub` sollte man Bücher besprechen und nicht Menschen analysieren», erklärt die Aargauerin. «Gut nur, dass Thomas Strässle versucht hat sie zu stoppen. Doch eine Elke Heidenreich ist nicht zu bremsen.»

Auch mit dem Verdikt Heidenreichs, das Buch sei zu düster, ist Susanne Jäggi nicht einverstanden. «Das ist mir nicht aufgefallen und ich habe das Buch zweimal gelesen. Klar ist es kein einfaches Buch, aber mir gefällt ihre musikalische Sprache sehr», so die Buchhändlerin weiter. «Das Buch ist nicht umsonst auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.»

Susanne Jäggi war wie viele andere auch jahrelang ein grosser Fan von Elke Heidenreich. «Doch schon nach der mehr als fragwürdigen Absetzung von Stefan Zweifel ist meine Begeisterung für sie merklich abgekühlt. Zweifel war so ein Feingeist, ein guter Germanist und ein feiner Mensch. Ich vermisse ihn sehr.»

Die Buchhändlerin erhält auch von ihren Kunden und Kundinnen immer wieder Feedback auf die Sendungen und auch auf das Benehmen von Elke Heidenreich. «Viele schauen den `Literaturclub` schon gar nicht mehr, weil sie wissen, dass Elke Heidenreich eh allen ins Wort fällt und auch sonst überkritisch ist. Das mag in Deutschland funktionieren, in der Schweiz kommt das aber nicht gut an.»

Für viele TV-Zuschauer ist deshalb klar: Elke Heidenreich muss weg. Sie darf nicht mehr im «Literaturclub» dabei sein. Doch die Sendeverantwortlichen von SRF nehmen die Kritik der Zuschauer einmal mehr nicht ernst. Quote steht auch hier vor Anstand.

Judith Hardegger, die Sendeverantwortliche von SRF, erklärte gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Es gehört doch zu einer Diskussion, dass jeder und jede seine Meinung frei äussern darf. Die anderen Teilnehmer Thomas Strässle und Alain Claude Sulzer und die Moderatorin Nicola Steiner haben sofort Widerspruch eingelegt und betont, dass man Literatur nicht mit pathologischen Kriterien betreiben kann. Für uns ist Elke Heidenreich damit nicht untragbar geworden.»