Radio-SRF-Chefredaktorin und Geschäftsleitungsmitglied Lis Borner spricht in einem Interview mit der «SonntagsZeitung» über die Folgen der «No Billag»-Initiative und ihre grössten Konkurrenten.
Über den 4. März 2018 sagt sie vorsichtig optimistisch: «Ich will einfach nicht glauben, dass die 2,6 Millionen Menschen, die jeden Tag ein SRF-Radio hören, auf uns verzichten wollen.»
Es sei für alle schwer bei dieser emotionalen Debatte, die um die «No Billag»-Initiative geführt werde, sachlich zu bleiben, erklärt Borner. «Wir berichten ausgewogen über Pro und Kontra. Auch wenn wir dabei Argumente für unsere Abschaltung verbreiten müssen. Unseren journalistischen Grundsätzen gerecht zu werden und unseren Auftrag korrekt zu erfüllen, ist bei dieser Abstimmung echt hart, bricht einem manchmal fast das Herz.»
Borner kritisiert diejenigen, die zwar News konsumieren wollen, aber nicht dafür bezahlen möchten: «Diese Haltung ist auch in der Schweiz weit verbreitet. Dabei ist doch allen klar, dass Qualität kostet! Ob Radio oder Fernsehen oder Zeitung, nichts entsteht gratis.»
Die Radiofrau gibt zu, dass die privaten Radios in der Schweiz für sie eine Konkurrenz darstellen würden. «Aber die grösste Konkurrenz ist für uns alle natürlich im Internet. Youtube, Spotify, all die Dienste, die Musik anbieten.»
Von den Thesen Roger Schawinskis in seinem kürzlich erschienen Buch «No Billag?» mag Borner offensichtlich nichts wissen. Sie lehnt Schawinskis Einsparbehauptungen wirsch ab: Das Radio kann nicht auf dem gleichen Sender ein Programm für 30- bis 70-Jährige anbieten und die Wichtigkeit von SRF 4 News begründet sie damit, dass dieser Sender Service public in Reinkultur sei.
Auf die Frage, wo sie denn Sparpotenzial sehe, antwortet sie lapidar, dass sie beim Rado für alles offen sein müssen. «Aber entscheidend ist die Frage, was ein gebührenfinanziertes Medienhaus seinem Publikum alles bieten muss. Und dieser Service public muss politisch ausgehandelt werden.»
Dem Tag X, den 4. März 2018, selber sieht sie ziemlich gelassen entgegen: Sie werde den ganzen Tag im Radiostudio in Bern sein, sagt sie gegenüber der «SonntagsZeitung». Das Wichtigste an diesem Tag sei: Sie machen eine Abstimmungssendung wie immer. Borner werde versuchen, ihren Leuten den Rücken zu stärken. «Denn es wird auch für unsere Mikrofonprofis sehr schwierig, keine Emotionen hören zu lassen: weder bei einem Ja noch bei einem Nein.»