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Sonntag
15.12.2024

Medien / Publizistik

Haben beide die SRF-Kulturabteilung einmal geleitet: Nathalie Wappler (l.) und Susanne Wille...    (Bild © «SonntagsBlick»/Montage)

Haben beide die SRF-Kulturabteilung einmal geleitet: Nathalie Wappler (l.) und Susanne Wille... (Bild © «SonntagsBlick»/Montage)

SRF-Direktorin Nathalie Wappler (56) hat wieder einmal einen Brief von wütenden Journalistinnen und Journalisten auf dem Tisch.

«Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit einem Angebotsverantwortlichen, der kein Interesse an Audio hat und in Sitzungen abfällige Kommentare über SRF 2 Kultur macht – im Sinne von: die paar alten Klassikhörer – ist nicht mehr möglich.»

Das ist unter anderen eine Aussage in dem Brandbrief, der mit «Liebe Nathalie» adressiert ist, aus dem der «SonntagsBlick» zitiert. Wer nur auf Reichweite und Klicks schiele, werde einen populistischen Kulturbegriff vertreten, «Kulturinteressierte verärgern und den Auftrag der Fokussierung verfehlen», so die Journalisten-Gruppe.

Rückblick: Mitte März 2015 gab das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) die Zusammenlegung der beiden Sendungen «Kontext» und «Reflexe» von Radio SRF 2 Kultur bekannt. Neu hiess das Gefäss «Kontext».

Ab 2011 war Nathalie Wappler Kulturchefin. Dann folgte die Ankündigung, dass Wappler nach Deutschland wechselt und ab November 2016 Programmdirektorin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) werde. Dort verantwortete sie das TV-, Radio- und Online-Programm in den Bereichen Kultur, Jugend, Bildung und Wissen.

Wappler habe «bei SRF mit Erfolg eine trimediale Kulturabteilung etabliert, die für einen zeitgemässen Kulturbegriff steht – in Radio, Fernsehen und Internet», schrieb SRF damals zu ihrem Wechsel. Sie hinterlasse «eine sehr leistungsfähige Abteilung mit hochqualifizierten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen», hiess es im Mai 2016 in der Mitteilung vom damaligen glücklosen SRF-Direktor Ruedi Matter mitgeprägten Papier. Die trimediale Organisation der Abteilung und die etablierten Produktionsprozesse hätten sich bewährt.

In der Kritik stand schon damals die Betriebskultur, die von SRF-Chef Rudolf Matter und Programmleiter Hansruedi Schoch geprägt worden ist. Schoch verliess den Sender im August 2019, nachdem die neue SRF-Organisation bekannt wurde. Während Maters Zeit war Roger de Weck SRG-Generaldirektor.

2019 kam Wappler zurück und wurde SRF-Direktorin.

Ab Juni 2020 übernahm Susanne Wille, die neue SRG-Generaldirektorin, die SRF-Kulturabteilung von Stefan Charles. Wille nahm Einsitz in die Geschäftsleitung.

Einer ihrer ersten öffentlichen Auftritte in der neuen Position war Anfang Dezember 2020 in der Paulus Akademie in Zürich. Dort sprachen Fachleute aus den Bereichen Kirche und Literatur über die bei SRF bekannt gewordenen Sparmassnahmen im Bereich «Kultur».

Neben den religiösen Sendungen im Radio ging es vor allem um die wöchentliche Sendung «52 Beste Bücher». Von Autor Lukas Bärfuss und Tanja Messerli, Redaktionsleiterin des Magazins «Schweizer Buchhandel», wurde Susanne Wille in die Zange genommen und konnte die Sparmassnahmen und Veränderungen im SRF-Kulturbereich nur mit Mühe darlegen.

Im Hier und heute zitiert der «SonntagsBlick» zur Sendung «Kontext» aus dem aktuellen Brandbrief an SRF-Direktorin Nathalie Wappler: «Der Kontext-Podcast wurde bereits vor anderthalb Jahren abgeschrieben. Das Personal liess man jedoch weitermachen und ins Messer laufen.»

Es gebe keine transparente Kommunikation, es sei eine «Diffusion von Verantwortung», monieren die Betroffenen.

SRF widerspricht diesen Vorwürfen auf Anfrage der Zeitung, wie diese im Bericht anfügte.

Die Mitarbeitenden fordern nun eine Mediation.