Kurt W. Zimmermann ist ehemaliges Konzernleitungsmitglied von Tamedia, von 1996 bis 2002 sass er in der Konzernleitung. In einem Interview mit Christina Neuhaus, der Leiterin der Inlandredaktion der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ), spricht Zimmermann über seinen ehemaligen Arbeitgeber.
«Der ‚Tages-Anzeiger‘ ist ein Fall für die Psychiatrie. Erst hat er seinen Auslandteil nach Deutschland ausgelagert und den Kulturteil abgemurkst», ärgert sich der Medienkritiker der «Weltwoche», «die neue Strategie lautet nun, dass der ‚Tages-Anzeiger‘ auch Lokalblätter wie die ‚Zürichsee-Zeitung‘ und den ‚Landboten‘ in seinen Online-Auftritt integriert.»
Auf die Frage, was sich seit seiner Zeit in der Konzernleitung von Tamedia verändert habe, antwortet Kurt W. Zimmermann, dass der Konzern eine «gewaltige Geldmaschine» geworden sei, und führt aus, wie man unter Verwaltungsratspräsident Pietro Supino für insgesamt eine Milliarde Franken jede Zeitung gekauft habe, die man bekommen konnte.
«Die soeben vorgestellte neue Strategie von Tamedia ist keine Strategie, sondern Wortgeklingel. Ich habe noch selten eine derart inhaltsleere Strategiepräsentation erlebt wie jene von Tamedia. Man hat keine Ahnung, wie man mit Zeitungen in Zukunft Geld verdienen will», sagt Zimmermann auf die Feststellung von Christina Neuhaus, ob es realistisch sei, dass der Tamedia-CEO die Gewinnmarge der Zeitungen von heute um etwas mehr als 2 Prozent auf 8 bis 10 Prozent steigern könne.
Auch nimmt Kurt W. Zimmermann gegen Ende des Gesprächs Stellung zur Frage, welchen Einfluss künstliche Intelligenz auf das Geschäftsmodell der Zeitungen habe. Er sieht schwarz: «Künstliche Intelligenz wird wohl eine zusätzliche Bedrohung für die Branche.»