Am Samstag hat Nathalie Wappler, die Direktorin von Schweizer Radio und Fernsehen SRF, in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» die Ausweitung ihrer Angebote in die Onlinewelt verteidigt. Ein Kernsatz: «Wir können ja nicht gut am Publikum vorbeisenden, das uns finanziert.»
Am Sonntag hat Suisseculture als Vertretung der Kulturschaffenden und ihrer Urheberrechtsgesellschaften mit einem Medienausstand reagiert. Kernsatz: «Suisseculture erkennt in der Digitalisierung grundsätzlich grosse Chancen, besteht aber darauf, dass damit kein Qualitätsabbau erfolgt und die Kulturschaffenden aktiv in diesen Prozess involviert werden.»
Noch vor dieser Stellungnahme meinte die SRF-Direktorin am Samstag vorbeugend, dass es bei aller Kritik am Sparkurs von SRF auch eine neue Debattenkultur brauche. «Es braucht wieder mehr Respekt und Wertschätzung für andere Meinungen», forderte Wappler.
Nun, wenn wir beim Klein Report die Argumente von Suisseculture sachlich analysieren, fällt auf, dass eine solche Wertschätzung durchaus vorhanden ist. «Suisseculture ist sich bewusst, dass der technologisch bedingte Wandel der Verbreitungs- und Konsumationsformen von Medien für die SRG und ihre Kulturabteilungen ein wichtiger Prozess der Neuausrichtung darstellt.»
Für die Kulturschaffenden stellen diese strategischen Änderungen bei der SRG neben dem neuerlichen Abbau der Kulturproduktion aber einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel dar, «dessen Auswirkungen auf die Kulturbereiche in mehrfacher Hinsicht nicht absehbar sind».
Einerseits, weil der Prozess der Erarbeitung dieser Strategien intransparent sei. Andererseits, weil die Vertreterinnen der Kulturverbände, insbesondere Suisseculture als Vertretung der Kulturschaffenden und ihrer Urheberrechtsgesellschaften, «nicht aktiv in den Prozess involviert sind».
Als Fazit, und dies könnte durchaus als eine gesittete Replik auf Nathalie Wapplers geforderte neue «Debattenkultur» verstanden werden, schreibt Suisseculture, dass die Kulturschaffenden daher erwarten, «künftig nicht nur informiert bzw. angehört, sondern als aktiver Partner mit einem anerkannten und notwendigen Wissen in die strategische Planung miteinbezogen zu werden».
Die Bevölkerung der Schweiz, die den Service Public von Radio und Fernsehen finanziert und gewichtige Beiträge auch an private Lokalsender leistet, habe ein Recht darauf, dass der Kulturauftrag der Verfassung durch ausgewiesene Fachleute ausgestaltet wird und dass dabei das Kulturleben des Landes mitgestaltend einbezogen wird, «Kulturschaffende wie auch andere qualifizierte Akteure des Kulturlebens, der Bildung und der Wissenschaften».
Es ist zu befürchten, dass sich die Debatte rund um das Kulturverständnis von SRF und das Mitspracherecht von Suisseculture noch länger hinziehen wird als damals die Serie «Fascht e Familie». Das alltägliche Gezänk von völlig verschiedenen Menschen, die sich in einer Wohngemeinschaft zusammenraufen mussten, hat es auf 100 Folgen gebracht.