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Samstag
28.01.2023

Medien / Publizistik

Die «Schweiz am Wochenende» zieht ihre Enthüllungen zum Hause Ringier weiter…         (Screenshot Zeitungsbericht SaW)

Die «Schweiz am Wochenende» zieht ihre Enthüllungen zum Hause Ringier weiter… (Screenshot Zeitungsbericht SaW)

Unter der Headline «Marc Walder verliert den Draht zum ‚Blick‘», berichtete die «Schweiz am Wochenende» am Samstag, dass Ringier Konsequenzen zieht aus den Vorwürfen zur engen Zusammenarbeit seines CEO Marc Walder mit dem Departement von Bundesrat Alain Berset.

Verleger Michael Ringier und der Verwaltungsrat des grössten Schweizer Medienunternehmens hätten Walder entmachtet, ist im Enthüllungsbericht von Francesco Benini und Patrik Müller, Chefredaktor der Zentralredaktion von CH Media, zu lesen.

Demnach ist der «Blick»-Chefredaktor Christian Dorer jetzt nicht mehr Walder unterstellt, sondern publizistisch dem Verleger Michael Ringier und in Budgetfragen der Gruppen-CEO Ladina Heimgartner. Die Ernennung oder Absetzung der wichtigsten Ringier-Chefredaktoren sei in Zukunft «Sache des Verwaltungsrates».

Die Änderung soll auf Druck der Journalistinnen und Journalisten umgesetzt worden sein. Diese hätten im Rahmen einer Vollversammlung am 20. Januar ihrem Ärger Luft gemacht. Die Konsequenzen sind bisher erst intern kommuniziert worden. Auch im «Blick» vom Samstag war am Morgen nichts zu lesen. Über Mittag folgte ein kurzes Statement auf Nachfrage von Keystone-SDA.

Von wo also kommen die nun aus der Ringier-Welt generierten Indiskretionen zu den Journalisten von CH Media?

Wie der Klein Report weiss, sind Patrick Müller und «Blick»-Chef Christian Dorer enge Buddies. Die beiden lebten früher auch schon zusammen in einer Wohngemeinschaft.

Für die laufende Untersuchung ist diese private Liaison natürlich völlig ohne Belang. Interessant ist nur, wie in heutigen Zeiten auch gute Kollegen schonungslos sportlich werden können, wenn es um eine angestrebte Vormachtstellung ihres jeweiligen Mediums geht. Bei der «Schweiz am Wochenende» ist bisher im Wochenrhythmus eine neue Enthüllung zum Hause Ringier erfolgt. Und Franceso Benini ist nicht der Typ, der in den kommenden Tagen in die Karibik abtauchen wird.

Interessant unter dem Aspekt der kollegialen Gefühle scheint auch, wie seitens Ringier die ehemalige Bundeshausredaktorin des «Blicks», Gianna Blum, bei den Enthüllungen von ihren früheren Kollegen an der Dufourstrasse wenig zimperlich behandelt wurde. Ex-Kollega Blum leitet inzwischen als Nachfolgerin von Peter Lauener die Kommunikation im Departement von Alain Berset.

Und eine mögliche Zukunft?

Marc Walder ist auch Miteigentümer des Verlagshauses Ringier sowie der designierte künftige Verleger. Ob die Affäre an diesen Plänen etwas ändern wird, ist unklar. Michael Ringier soll nach wie vor hinter Walder stehen, wie die «Schweiz am Wochenende» aus «gut informierten Quellen» weiss.

Die Rolle von Bundesrat Alain Berset bei den Indiskretionen aus dem Innersten seines Departementes des Innern wird aktuell noch durchleuchtet. Die Geschäftsprüfungskommission GPK hat eine Untersuchung eingeleitet. Berset bestreitet, von Laueners Indiskretionen gewusst zu haben.

Gegen diesen wird wegen einer möglichen Verletzung des Amtsgeheimnisses ermittelt.

Bei Ringier sollen künftig für die Mitarbeitenden strengere Governance-Regeln gelten. So werde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die Massnahmen vorbereitet, welche die Unabhängigkeit der Redaktion vom Konzernchef garantieren sollen.

Bis Ende Februar 2023 sollen Leitlinien und Governance-Regeln stehen, die eine klare Trennung zwischen dem kommerziellen und dem redaktionellen Geschäft definieren. Sie sollen vom Verwaltungsrat verabschiedet werden, der sich in der Causa aber bereits ausgesprochen und auch die per sofort wirksamen Massnahmen genehmigt hat, wie CH Media aus einmal mehr sicherer Quelle weiss.