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Donnerstag
20.07.2017

TV / Radio

Auch Karin Frei konnte Sendung nicht retten

Auch Karin Frei konnte Sendung nicht retten

Kein anderer Schweizer wird in seinem Heimatland mehr verehrt als Tennis-Ass Roger Federer. Warum sich das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) anlässlich des achten Wimbledon-Titels des Maestros jedoch vornahm, die Beliebtheit des Baslers im «Club» während mehr als einer Stunde zu erklären, weiss man wohl nur im Leutschenbach selbst.

Die Sendung vom Dienstag, die an gähnender Langeweile kaum zu überbieten war, kommentiert Arno Meili, Redaktor beim Klein Report und selbst regelmässiger Zuschauer der Sendung.

Unter dem Titel «King Roger – Die Schweiz und ihre Helden» sollten die Gäste laut Diskussionsleiterin Karin Frei unter anderem über die Frage sprechen, wie die Schweiz mit ihren Helden umgeht. Eigentlich ein spannendes Thema, das viel über das nationale Selbstverständnis eines Landes aussagt.

Unverständlicherweise wurde die Frage nach der helvetischen Identifikation mit Helden von der Runde jedoch nur am Rande gestreift. So sagte Dieter Thomä, Professor für Philosophie an der Universität St. Gallen, dass zentrale Eigenschaften der Eidgenossen wie Bescheidenheit und Gleichheit nicht gut mit dem Heldentum vereinbar seien. Ein interessanter Gedanke, der von den Gästen aber gekonnt ignoriert wurde.

Und so verkam der Rest der Sendung zu einer einzigen, schwer erträglichen Beweihräucherung der Person Roger Federer, die über eine Stunde belanglos vor sich hinplätscherte. Dies lag zu einem grossen Teil auch daran, dass mit Dieter Thomä nur ein Experte zum Thema Heldentum eingeladen wurde.

Die restliche Runde bestand aus den beiden ehemaligen Spitzensportlern Denise Biellmann und Fabian Cancellara, dem Sportpsychologen Jan Rauch der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) sowie den beiden «Federer-Experten» Bernhard Schär, Sportjournalist Radio SRF, und Dominique Eigenmann, Autor des Buches «Faszination Federer».

Letzterer begann die Diskussion dann auch mit einer Schilderung darüber, wie er den 19. Grand-Slam-Titel von Roger Federer am Sonntag erlebte und übrigens – spannende Zwischeninfo - «diesmal nicht einmal geweint» habe. Danach verloren sich die Gäste in einer Diskussion darüber, was es auf dem Weg zum erfolgreichen Profisportler alles brauche und was genau das Erfolgsrezept von Federer sei.

Spätestens als die «Experten» dann ihre messerscharfen Analysen wie «er ist halt auch ein sehr fairer Sportler» oder «er hat nicht nur Talent, sondern ist auch sympathisch» auspackten, beschlich den Zuschauer das Gefühl, dass er sich diesen «Club» auch hätte sparen können.

Einzig die Frage von Karin Frei, weshalb Herr und Frau Schweizer die Boni der Top-Banker kaum akzeptieren, das Millionen-Einkommen von Federer jedoch schon, brachte kurz etwas Spannung zurück. Die Frage blieb von der Runde jedoch weitestgehend unbeantwortet und wich einer stillschweigenden Vereinbarung darüber, dass man lieber wieder über das Erfolgsrezept von Profisportlern reden möchte.

Nach rund 75 quälenden Minuten endete dann die laut eigenen Worten des SRF «prominente Diskussionssendung», ohne dass überhaupt nur eine lebhafte Diskussion zu Stande gekommen war. Dass es die Verantwortlichen des Clubs auch besser können, zeigen sie eigentlich jede Woche von Neuem. Hoffentlich auch wieder am nächsten Dienstag.