Die NZZ sieht sich gut auf Kurs: Die Rechnung, mit neuen Produkten mehr Leser zu gewinnen und damit die schrumpfenden Werbeeinnahmen auszugleichen, gehe auf, meinte Veit Dengler, CEO der NZZ-Mediengruppe, gegenüber dem Klein Report.
Dengler schaut auf ein «Jahr der Veränderung und der Innovation» zurück. Die neue Chefredaktion der NZZ Medien habe einen «sehr guten Start» hingelegt. «Mit NZZ.at, ‚NZZ Geschichte’, ‚NZZ Toolbox’, ‚NZZ Selekt’ und FM1 today haben wir in einem Jahr fünf neue publizistische Produkte zur Marktreife geführt», freute sich der NZZ-Chef.
Zudem habe die NZZ neue E-Paper-Apps für die Zentral- und Ostschweiz auf den Markt gebracht und die Flaggschiffe NZZ.ch und «Neue Zürcher Zeitung» sowie das Lifestyle-Magazin «Z» neu lanciert.
«Ich habe zu Jahresbeginn gesagt, dass wir unser Produktinnovationstempo deutlich erhöhen müssen, um neue Kundengruppen für unsere Marken zu gewinnen. Das ist uns gelungen», zog Dengler Bilanz und blickte selbstbewusst über den Tellerrand der NZZ hinaus: «Auch sind für mich die Lernprozesse wichtig, die wir damit - gerade im Digitalen - gruppenweit ausgelöst haben.»
Auf seine persönliche Prognose fürs 2016 angesprochen, griff Dengler auf «unsere Anfang 2014 verabschiedete Strategie» zurück. Diese sehe «eine Transformation über einen Zeitraum von vier Jahren vor»: «Mit Investitionen in die Publizistik kompensieren wir den rückläufigen Werbemarkt durch Wachstum im Lesermarkt und bei den Business-Medien, dem dritten Geschäftsbereich neben NZZ Medien und Regionalmedien.»
Soweit der Vierjahresplan - doch wie erfolgreich die NZZ damit bisher gefahren sei, wollte der Klein Report wissen. «Bereits im letzten Jahr ist es uns gelungen, den Rückgang im Lesermarkt zu verlangsamen, in diesem Jahr konnten wir ihn - im Unterschied zu unseren Mitbewerbern - praktisch stabilisieren.»
Und im Werbemarkt «kontrollieren wir den Rückgang», so Dengler. Die NZZ habe «bessere Ergebnisse erzielt als der Schweizer Zeitungsmarkt». Im Geschäftsfeld Business Medien schliesslich «haben wir uns von Beteiligungen getrennt, die nicht zur Strategie passen, und neue Beteiligungen erworben. Bereits heute sehen wir also, wie die eingeschlagene Strategie greift und auch im kommenden Jahr greifen wird.»
Auf die Frage, was die Kommunikations- und Medienbranche im laufenden Transformationsprozess besser machen könnte, schlug Veit Dengler mehr Kooperationen vor. «Die Branche sollte im Bereich Forschung und Innovation stärker zusammenarbeiten, den Know-how-Austausch fördern und Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Verbänden oder Forschungsinstitutionen suchen und nutzen. So können wir den Medienstandort Schweiz nachhaltig fördern.»
Das Ja der Weko zur Werbeallianz von SRG, Ringier und Swisscom kam für Dengler «nicht ganz überraschend». «Die medienpolitischen Fragen bleiben aber bislang unbeantwortet», sagte Dengler knapp.
Als das «Schwierigste» und gleichzeitig «Erhellendste» im 2015 bezeichnete Dengler die Schliessung der Druckerei in Schlieren. «Schwierig vor allem deshalb, weil Arbeitsplätze daran hingen.» Mit Blick zurück zeige sich aber deutlich, «wie richtig dieser Schritt war. Erfreulich ist, dass praktisch alle Mitarbeitenden inner- oder ausserhalb der NZZ-Mediengruppe eine neue Anstellung gefunden haben», so der NZZ-CEO. «Die Drittaufträge konnten wir erfolgreich in unser Druckzentrum Winkeln transferieren.»
«Durch die diversen Schliessungen von Druckereien im 2015 konnte Swissprinters Aufträge für das aktuelle Jahr gewinnen», verriet Stephan Gartenmann, Leiter Marketing & Verkauf bei der gemeinsamen Druckereitochter von NZZ und Ringier.
«Die Aufhebung des Euromindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank war wohl sehr entscheidend», bilanzierte Gartenmann das verflossene Jahr. Zwar seien die Ziele im 2015 erreicht worden, doch «nach wie vor war der Wettbewerb gross, Swissprinters muss sich mit den Mitbewerbern im europäischen Raum messen. Durch einen erhöhten Markteinsatz und Mehrleistungen im Bereich der Serviceleistungen konnten Aufträge gewonnen und bestehende Kunden befriedigt werden.»
Und wie stehts um die Zukunft in der Druckereibranche?, wollte der Klein Report abschliessend wissen. «Das Jahr 2016 wird sicher nicht einfacher. Der Preiskampf wird zunehmen, die Margen werden sinken», sagte Gartenmann voraus.