Am 26. November wird in Zürich die Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet. Schon am Sonntag davor beginnt in Katar die Fussball-WM. Zwei Ereignisse, die eigentlich für Stimmung sorgen sollten.
Doch die Vorfreude auf Weihnachten will sich in Katar nicht mit der Lust auf Fussball paaren. Das haben auch ein paar Unternehmen realisiert, die sonst bei solchen Weltmeisterschaften Werbung für Millionen von Franken schalten.
Migros und Coop zum Beispiel haben nur wenig ins Marketing investiert, wie die «SonntagsZeitung» recherchiert hat. «Aufgrund der kontroversen Diskussionen» verhalte man sich zurückhaltender, wird Coop in der Zeitung zitiert.
Auch die Credit Suisse, seit 30 Jahren Hauptsponsor der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft, werde keine eigene WM-Kampagne schalten. Im Werbespot der Credit Suisse für die Fussball-WM vor vier Jahren in Russland lernten die Nati-Spieler in einer Schulstunde Russisch. Dazu gab es aufwändige Promotionen, Kundenanlässe und mehrere Filme in den sozialen Medien rund um den Event.
Heute ist die WM in Katar für Firmen wie die Credit Suisse oder auch Coca-Cola, die sich bei Themen wie Klima, Homosexualität und Frauenrechte fortschrittlich zeigen wollen, «ein Imagerisiko», wie es heisst.
Ebenfalls ein Problem ist der Zeitpunkt des Grossanlasses. In die vier Wochen der WM fallen der «Black Friday» und das Vorweihnachtsgeschäft. Diese blockieren bereits andere Fenster im TV sowie Posten des Werbebudgets.
Auch in Ländern wie Grossbritannien, Deutschland und Frankreich werden die Werbebudgets tiefer ausfallen.
SRF, RTS und RSI übertragen sämtliche Partien zwischen den besten 32 Nationen vom 20. November bis zum 18. Dezember live und «sorgen dafür, dass die Schweizer Fussballfans immer live mit ihrem Lieblingsteam mitfiebern können», hat Admeira noch vor wenigen Wochen auf ihrer Website interessierte Kunden zu begeistern versucht.
Zu einem veritablen Eklat rund um die Werbung für Katar ist es inzwischen in Holland gekommen. Dort hat die Supermarktkette Jumbo einen Werbespot geschaltet, wo neben anderen Szenen Bauarbeiter in orangen Warnwesten 10 Sekunden lang eine Polonaise tanzen. Das hat Assoziationen mit den Bauarbeiten der Stadien in Katar ausgelöst.
Der Verein der Nepalesen in Holland zeigte sich danach fassungslos: «Es ist völlig unverständlich, dass Jumbo für seine Werbung für die Weltmeisterschaft 2022 feiernde Bauarbeiter ausgewählt hat. Zu unserer Trauer wissen wir, dass tausende Bauarbeiter in Katar gestorben sind und viele andere unter schlechten Arbeitsbedingungen gelitten haben.»
Auch Amnesty International zeigte sich entsetzt. Jumbo hat deshalb den Spot inzwischen zurückgezogen.
«Die umstrittene WM in Katar – es wird nicht der letzte TV-Zoff gewesen sein», kommentiert dazu die «Bild»-Zeitung.