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Donnerstag
21.03.2024

Medien / Publizistik

Hat der Freiburger Grosse Rat (Bild) gerade ein Rohrkrepierer an den Start gebracht? In der Waadt ist ein ähnliches Projekt mangels Interesse der Jugendlichen gefloppt... (Bild Wikipedia)

Hat der Freiburger Grosse Rat (Bild) gerade ein Rohrkrepierer an den Start gebracht? In der Waadt ist ein ähnliches Projekt mangels Interesse der Jugendlichen gefloppt... (Bild Wikipedia)

Das Abstimmungsergebnis am Donnerstag im Grossrats-Saal des Freiburger Kantonalparlaments war eindeutig: Mit 79 zu 13 Stimmen wurde ein staatlich finanziertes Zeitungs-Abo für Jugendliche gutgeheissen. Die Wirksamkeit ist jedoch umstritten.

In den Genuss der kostenlosen Zeitungslektüre sollen schätzungsweise 3'700 Jungbürgerinnen und Jungbürger kommen.

Dass der Kanton Freiburg auf der Klaviatur der Medienförderung einen neuen Akkord anschlägt, geht auf die Motion «Ein Zeitungs-Jahresabonnement für alle neuen Bürgerinnen und Bürger des Kantons Freiburg» zurück. Eingereicht worden war diese von Grossrätin Marie Levrat und Grossrat Brice Repond.

Marie Levrat ist die Tochter von Ex-SP-Präsident Christian Levrat. Als sie im November 2011 den Sprung ins Parlament schaffte, war sie die jüngste Freiburger Kantonsrätin ever.

Die Motion wollte ursprünglich, dass der Kanton sowohl elektronische oder gedruckte Abos finanziere. Das war für die Medienunternehmen dann doch etwas zu viel der Liebesmühen: In der Vernehmlassung plädierten sie dafür, das Angebot auf die (in Produktion und Vertrieb günstigeren) digitale Abonnemente zu beschränken, wie aus der Botschaft des Staatsrats hervorgeht.

Neben der Förderung von Medien- und Demokratiekompetenz der Jugendlichen sieht der Gesetzesentwurf in der Zweckbestimmung auch noch ein zweites Ziel vor: die finanzielle Unterstützung der regionalen Zeitungen.

«Denn trotz den Unterstützungsmassnahmen, die der Bund und der Kanton in den letzten Jahren getroffen haben, befindet sich ein Teil dieser Zeitungen noch immer in einer schwierigen Lage. Die Massnahme soll den Medien auch dazu dienen, die Bedürfnisse beziehungsweise die Vorlieben der neuen Generationen von Leserinnen und Lesern zu ermitteln, damit sie gegebenenfalls ihr Angebot anpassen können», argumentierte die Kantonsregierung bei der Präsentation ihres Gesetzesvorschlags.

Wie viele der Jugendlichen den Gutschein tatsächlich einlösen werden, steht auf einem anderen Blatt. Denn sie müssen selber aktiv werden und ein Online-Formular ausfüllen. Die klassischen Medien gelten vielen als oldschool; neben Insta und Tiktok haben sie einen schweren Stand.

Erfahrungen gibt es aus dem Kanton Waadt. Im Rahmen seines Aktionsplans zugunsten der Medienvielfalt sah er eine ähnliche Massnahme vor.

Am Ende wurde jedoch auf die Umsetzung verzichtet. Dies, weil eine Umfrage bei den jungen Waadtländerinnen und Waadtländern 2022 ergeben hatte, dass sich nur wenige für die regionalen Nachrichten und die klassischen Medienformate interessierten.

Was aus Sicht des Klein Reports auch nicht ganz unwichtig ist: Die meisten jungen Erwachsenen wohnen mit 18 Jahren noch bei den Eltern und im Haushalt ist oft bereits eine Zeitung abonniert. 

Mehrere Voten aus der Parlamentsmitte stellten am Donnerstag dann auch die Wirksamkeit der Massnahme in Frage. «Ein Flop ist nicht ausgeschlossen», sagte zum Beispiel der Mitte-Grossrat Christian Clément.

Die jährlichen Kosten für die Übung mit unklaren Erfolgsaussichten liegen bei 175‘000 Franken. Die Massnahme ist auf drei Jahre begrenzt.