Im Schatten des Rampenlichts von Grossevents wie den Laureus World Sports Awards, Weltklasse Zürich oder von erfolgreichen Athletikgrössen wie Daniela Ryf, Nicola Spirig und Jolanda Neff steht eine Frau mit dem Namen Janine Geigele (44).
Die frühere SRF-Moderatorin mit Kameraerfahrung hat sich inzwischen im Hintergrund des Weltsports einen Namen gemacht.
Das alles begann schon als Kind, denn Janine Geigele wusste früh, was sie wollte: «Noch bevor ich zur Schule ging, sauste ich mit einem aus leerer WC-Rolle und Tennisball gebastelten Mikrofon durch die Wohnung, um Mitglieder meiner Familie zu ‹interviewen›», freut sie sich noch heute über ihre Anfänge. «Mit sechs Jahren wusste ich, dass ich eines Tages Sportmoderatorin werden würde.»
Es war ein harter Weg, auf den sich Geigele machte – vor allem in der Macho-Welt der Sportmoderatoren. «Frauen machen teils bessere Arbeit, können oft mehr als viele Männer-‹Schnurris›, die zwar vielleicht ein geschliffenes Mundwerk haben, aber deren Detailwissen oft im Argen liegt», sagt sie im Gespräch mit dem Klein Report.
Wie weit das gehen kann, zeigte sich jüngst bei der Fussball-Weltmeisterschaft in Russland, als es das ZDF wie schon bei der letzten Europameisterschaft wagte, die Topspiele von einer Frau kommentieren zu lassen: «Claudia Neumann erhielt innerhalb eines Shitstorms sogar Todesdrohungen», sagt Janine Geigele und schüttelt dabei fassungslos den Kopf.
Geigele war von 1999 bis 2002 die dritte Frau, die beim Schweizer Fernsehen (SRF) das Magazin «Sport aktuell» moderierte. Und sie machte ihren Job so gut, dass die TV-Verantwortlichen die heute in Zürich lebende Bielerin umgehend als neue Moderatorin des «Sportpanoramas» einsetzen wollten. Doch das ging selbst der ehrgeizigen Karrierefrau zu schnell. «Ich wollte erst richtig Auto fahren können, bevor ich mich in einen Rolls-Royce setze», erinnert sie sich.
Es kam dann doch anders: Weil beim SRF 2002 Sparmassnahmen anstanden, wurde Geigele trotz ihrer Beliebtheit beim Publikum entlassen. «Damit platzte mein grosser Traum unerwartet», blickt sie zurück. Doch Geigele liess sich nicht unterkriegen: Kurz darauf durfte sie bei Radio DRS als Sportmoderatorin arbeiten. «Die meisten machen es umgekehrt», lacht sie heute. «Erst Radio, dann TV. Wir waren beim TV-Casting circa 60 Kandidaten; beim Radio musste ich keines über mich ergehen lassen.»
Beim Radio mit dabei waren damals andere Bieler, die sich im Laufe der Jahre einen Namen gemacht haben: Fussballkommentator Sascha Ruefer, Rad-Experte Claude Jaggi sowie Radio- und TV-Tausendsassa Mario Torriani.
Nach drei Jahren Radio orientierte sich Geigele 2005 noch einmal neu: Sie ging als Medienverantwortliche für das Schweizer Seglerteam «Alinghi» an den America's Cup nach Spanien und betreute dort auch das südafrikanische Team «Shosholoza». Es war der Startschuss für Janine Geigeles neue Karriere als PR-Frau.
Es folgte die Aufgabe als Medienchefin des Leichtathletik-Meetings Weltklasse Zürich im Letzigrund-Stadion, und auch bei der Leichtathletik EM 2014 war sie als Mediendirektorin im Einsatz. Zwischen den Events arbeitete Geigele als Nachtmoderatorin beim Schweizer Radio DRS 1, büffelte über die Weekends Theorie und schloss mit dem Master in Management und Leadership ab.
Während ihrer Zeit bei Weltklasse Zürich betreute sie unter anderen das jamaikanische Sprint-Wunder Usain Bolt sowie den späteren Marathon-Europameister Viktor Röthlin. Eine neue Türe öffnete sich: «Viktor erzählte mir, dass der aufstrebende Mountain-Bike-Star Jolanda Neff eine PR-Fachperson suche – am liebsten eine Frau. Ich nahm das Mandat gerne an. Dann rief Nicola Spirig an und fragte, ob ich der mehrfachen Hawaii-Triathlon-Siegerin Daniela Ryf helfen könne. Natürlich wollte ich.»
So ist Janine Geigele in Sachen PR seit drei Jahren für Jolanda Neff zuständig, seit diesem Frühling für Daniela Ryf und seit dem Sommer für Triathlon-Olympiasiegerin Nicola Spirig. Für die junge Stabhochspringerin Angelica Moser betreut sie die Medien, ebenso für den Behindertensportverband PluSport.
Bedingt durch ihren Job und die vielen verschiedenen Mandate ist Geigele sehr oft unterwegs, zuletzt auch bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin. «Um richtig zusammenarbeiten zu können, müssen sich Sportler und PR-Leute mögen. Auch Frauen und Frauen funktionieren, obwohl viele sagen, das geht nicht. Ich zeige, dass es hervorragend geht.»
Es brauche gegenseitiges Vertrauen, das sei das Wichtigste in diesem Geschäft. «Und man muss bereit sein, auch sieben Tage hintereinander zu arbeiten, das zuweilen sogar mehrmals hintereinander. Doch wenn es, wie in meinem Fall, gleichzeitig Passion und Leidenschaft ist, dann macht man das gerne. Vor allem dann, wenn man weiss, was man will.»