Arthur Rutishauser wird ab 2016 neben seiner Funktion als Chefredaktor der «SonntagsZeitung» auch Chefredaktor des «Tages-Anzeigers». Eine lange Vorlaufzeit für den Wirtschaftsjournalisten, um sich über seine neue Aufgabe Gedanken zu machen. Der Klein Report sprach mit ihm über Digitaljournalismus, sein Verhältnis zu Pietro Supino und die «Tages-Anzeiger»-Redaktion.
Sie werden ab 2016 Chefredaktor von zwei Zeitungen sein, wie teilen Sie das zeitlich ein?
Arthur Rutishauser: «Ich werde selbstverständlich gute Stellvertreterlösungen finden. Ich weiss, wie man delegiert. Ich habe ja auch Familie. Also werde ich sicher nicht sieben Tage auf der Redaktion sein.»
Sind diese Stellvertreterlösungen schon definiert?
Rutishauser: «Nein das ist noch nicht definiert.»
Zu ihnen persönlich: Wie ist das für Sie, so eine Doppelfunktion als Chefredaktor in Aussicht zu haben? Hätten Sie das vor ein paar Jahren gedacht?
Rutishauser: «Ich hätte nie gedacht, dass ich das erreichen werde. Es ist eine spannende Herausforderung. Es sind zwei super Redaktionen, mit denen man viel bewegen kann.»
Sie kennen ja beide Titel sehr gut. Ist das auch ein Stück weit ein nach Hause kommen für Sie?
Rutishauser: «Ich war an beiden Orten einige Jahre. Bei der `SonntagsZeitung` schlussendlich noch länger. Ich kenne die Leute also sehr gut.»
Intern ist die «Tages-Anzeiger»-Redaktion ja bekannt als leichte Krawallgesellschaft. Wie geht das bis jetzt mit der Ernennung mit der Redaktion?
Rutishauser: «Krawallgesellschaft ist Blödsinn. Aber das sind selbstbewusste Leute. Sie haben auch Grund dazu, denn sie können gut schreiben.»
Sie werden eine dreimonatige Digital-Weiterbildung an der Columbia Journalism School in New York machen. Was erwarten Sie davon? Was möchten Sie dort lernen?
Rutishauser: «Da geht es um technisches Know-how. Darum, zu wissen, welche Rolle Informatik im Journalismus spielt, was technisch dahinter steckt. Damit man abschätzen kann, welche Neuerungen, welche neuen journalistischen Formen möglich sind und welchen Aufwand diese verursachen. Gerade bei einer Tageszeitung, die digital führend ist und das auch bleiben soll, ist es zwingend, die technischen Voraussetzungen zu kennen. Jedes Medienhaus ist heute auch ein Technologieunternehmen.»
Denken Sie, drei Monate reichen für einen Überblick?
Rutishauser: «Die Columbia Journalism School bietet dieses dreimonatige Programm an. Bis dahin mache ich hier am Morgen jeweils eine Stunde Selbststudium, damit ich nicht ganz als Anfänger ankomme. Ich habe mich bereits kundig gemacht und meine Unterlagen aus dem Studium noch einmal hervorgegraben.»
Macht Ihnen das Spass? Fühlen Sie sich wohl im digitalen Bereich?
Rutishauser: «Ich finde das total spannend. Als ich gehört habe, dass ich das machen kann, dachte ich, dafür bin ich doch zu alt. Ich finde es super, mich hier weiterzubilden.»
Sie kommen ja vom Recherchejournalismus. Früher hat man Sie deswegen auch angefeindet, wie ist das heute?
Rutishauser: «Es gibt immer Leute, die sich nicht freuen, wenn man gewisse Geschichten veröffentlicht. Ich hatte in letzter Zeit natürlich weniger Zeit zum Recherchieren als früher. Das hängt natürlich mit meinen Führungsaufgaben zusammen. Aber ich schaue, dass ich mir die Zeit dafür auch in Zukunft nehmen kann.»
Wie ist Ihr Verhältnis zu Verleger Pietro Supino?
Rutishauser: «Sehr gut, sonst wäre ich vermutlich nicht Chefredaktor geworden.»
Wie war der Ablauf ihrer Wahl zum «Tages-Anzeiger»-Chefredaktor? Das man auf Sie gekommen ist?
Rutishauser: «Da müssen sie Herrn Supino selbst fragen.»
Gab es da ein Mail oder Telefon intern oder wie lief das ab?
Rutishauser: «Daran erinnere ich mich nicht mehr, wir sind regelmässig im Kontakt.»
Sind Sie im gleichen Club wie Herr Supino?
Rutishauser: «Nein, ich bin in keinem Club.»
Welchen Sport machen Sie?
Rutishauser: «Ich gehe joggen, ab und zu mit Res Strehle.»
Res Strehle wird ja pensioniert. Er möchte aber gerne weiterarbeiten. Wie wird er in Zukunft eingesetzt?
Rutishauser: «Res Strehle bleibt als Schreiber. Das finde ich auch gut. Wenn das so kommt, wie wir uns das vorstellen, wird er vielleicht für den vierten Bund am Samstag schreiben. »
Was ist Ihr Wunsch fürs Jahr 2015?
Rutishauser: «Dass all diese Krisenszenarien, über die wir nun schreiben, nicht eintreffen.»