Anfang Februar 2022 teilte die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten in Deutschland mit, dass «Veranstaltung und Verbreitung des Fernsehprogramms RT DE» in Deutschland untersagt worden sei, da keine medienrechtliche Zulassung vorliege.
RT DE muss nach dieser Entscheidung die Ausstrahlung seines Fernsehprogramms über Live-Stream im Internet, über die eigene App und über einen weiteren Eutelsat-Satelliten einstellen. Als Reaktion auf das Verbot erteilte die russische Regierung am Tag danach der Deutschen Welle (DW) in Russland ein Sendeverbot und annullierte allen DW-Mitarbeitenden die Akkreditierungen.
Inzwischen hat sich der Krieg von den Schreibtischen auf das Schlachtfeld verschoben. Und wie im richtigen Krieg gibt es auch bei den Schreibtischtätern Flüchtlinge.
Die Macher hinter RE DE haben für ihre Mission eine Fluchtburg bei Youtube entdeckt, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» publik macht. Der neue Kanal agiert unter dem vieldeutigen Namen «Infrarot Medien – Sicht ins Dunkel».
Derzeit werden 14’400 Abonnenten ausgewiesen. Hinter dem Projekt steckt die Firma Infrarot Medien, die im Handelsregister in Berlin geführt wird. Der Geschäftsführer Ivan Rodionov, der auch selbst vor die Kamera tritt, war von 2014 bis Oktober 2021 beim russischen Sender RT DE tätig – zuerst als Chefredaktor, später laut eigenen Angaben als «Chief Strategy Officer».
Weitere «Flüchtlinge» von RT DE sind Jens Zimmer und Arthur Buchholz. Sie waren bis Herbst 2021 für den russischen Propaganda-Sender tätig.
Nun präsentieren die beiden bei Infrarot Kommentare zur deutschen Politik und den öffentlich-rechtlichen Medien sowie einen gemeinsamen Podcast. Ebenfalls war ein gewisser Marcus Robbin früher bei RT DE. Er macht heute bei Infrarot hochwertige Interviews. Zielgruppe sind laut Kanalbeschreibung auf Youtube «alle, denen der Mainstream-Meinungstunnel zu eng ist».
Aktuell: Rund um die Ukraine-Krise suggeriert der Kanal, deutsche Politiker hätten einen Krieg bewusst forciert. Die «Sendungen» der letzten Tage konnten im Schnitt 3'000 bis 10'000 Aufrufe generieren.
Auf Youtube hat Infrarot nun mit einer inhaltlichen Prüfung zu rechnen. Der Kanal verstosse zwar nicht gegen die Richtlinien der Plattform, sagte ein Pressesprecher. Aber schon im Dezember wurde ein Video wegen Corona-Fehlinformationen gelöscht.
Fortsetzung folgt.