Die von den «Implant Files» aufgedeckten Skandale ziehen auch ihre Kreise in der Schweiz.
Schon hat eines der involvierten Spitäler einen Belegarzt suspendiert und es wurden zwei Untersuchungsexperten eingesetzt, um den von den Medien aufgedeckten Fällen nachzugehen, wie die «Berner Zeitung» schreibt.
Brisant: Auch das Schweizer Fernsehen (SRF) ist bei den «Implant Files» involviert. Die «Berner Zeitung» beschreibt, wie in einer Sendung ein Herzklappenband von einem Uniprofessor beworben wurde, der gleichzeitig ein Beratermandat in der Herstellerfirma des Produktes innehatte.
Das Instrument zur Unterstützung von Herzklappen musste später mit einer Warnung versehen und das Manual aufdatiert werden. Die «Implant Files» weisen also auch auf die Mittäterschaft einiger Medien hin, die gerade in medizinischen Sendungen mit Experten und Produkten oft unkritisch umgehen.
Im Zentrum der «Implant Files» steht indessen die private Zertifizierung von Implantaten. Die Verknüpfung von Medizinindustrie, die schlampig geprüfte Produkte auf den Markt wirft und diese mit gekauften Koryphäen des Fachs bewerben lässt, verweist auf Abgründe, die weit über die betroffenen Implantate und Patienten hinausreichen.
Seit den 1990er-Jahren wird der globale Markt von Medizinprodukten überschwemmt, die Kontrolle der Neuheiten privatisiert. Die «Implant Files» zeigen, dass die Kontrolleure oft gleichzeitig auch die Profiteure der neuen Produkte sind.
Ein Fazit des Klein Report: Die «Implant Files» decken nicht nur Misswirtschaft punkto Kontrolle von Implantaten, künstlichen Hüften und anderen Medizinprodukten auf, sondern sie verweisen auf die staats- und zivilrechtlichen Konsequenzen der unkontrollierten Vermischung von öffentlichen, allgemeinen und privaten Interessen.