Der «SonntagsBlick» wagt sich mit einer scharfen Kritik in die «Höhle der Löwen». Es geht um geplatzte Deals, die vor der Kamera noch gefeiert, nach der Show auf dem Privatsender 3+ aber gar nicht realisiert werden.
Detailliert illustriert wird die Kritik am Beispiel von Khawar Awan. Dieser hatte drei Minuten Zeit, um die «Löwen» genannten fünf Investoren von seiner Idee zu überzeugen. Für sein Start-up wollte der Jungunternehmer 80'000 Franken.
Sein Pitch hat überzeugt. Awan kann sich Lukas Speiser, CEO des Online-Erotikhandels Amorana, als Investor für seine Geschäftsidee auswählen. Auch die Jurymitglieder und Unternehmer Tobias Reichmuth und Bettina Hein holt er ins Boot. Die drei «Löwen» zeigen sich vor den Kameras begeistert.
Nach dem Erlöschen des Studiolichts erhielt Awan allerdings keinen einzigen Rappen von den 80'000 Franken.
Wie die Ringier-Zeitung schreibt, heisst es in der Start-up-Szene, die Hälfte aller in der Sendung zugesagten Investments blieben leere Versprechen.
«Die Höhle der Löwen Schweiz» gehört zum Medienreich von CH Media TV. Joël Steiger, Leiter PR Entertainment, widerspricht im kritischen Artikel: «Es sind weniger Deals, die final nicht zustande kommen.» Genaue Zahlen will er aber nicht nennen.
Dem Vorwurf, die «Löwen» würden sich in der Show nur selbst profilieren wollen und hätten gar kein echtes Interesse als Investoren, weicht der Sprecher von CH Media aus. «Alle unsere Investorinnen und Investoren hegten bereits vor ihrer Tätigkeit für 3+ grosses Interesse für die Start-up-Szene, einige ‚Löwen‘ investierten zudem auch schon zuvor eifrig in Start-ups.»
Khawar Awan wollte unter der Marke Finelli qualitativ hochwertige Kleider im niedrigen Preissegment anbieten und damit «das grösste Streetwear-Label der Schweiz» aufbauen. Seine erste selbst gestaltete Kollektion verkaufte sich gut. Doch um weiterzuwachsen, braucht seine Marke dringend Investitionen.
Dazu leitete der «Löwe» Lukas Speiser die folgenden Verhandlungen. Der vor den Kameras beschlossene Deal wurde hinter den Kulissen noch einmal genauer unter die Lupe genommen. In der Kurzversion erzählt platzte schliesslich das Geschäft, weil man sich laut Speiser nicht über die Verteilung der Aktien einig wurde.
Start-up-Gründer Awan präsentierte seine Modevision schliesslich 45 anderen Investoren und konnte so doch noch zwei Geldgeber finden.
Von ähnlichen Kritiken mit geplatzten Deals ist auch beim Original der Sendung bei VOX in Deutschland immer wieder zu hören. Andere monieren, die Sendung sei nur eine getarnte Werbesendung für schon lange existierende Produkte.
Awan betreibt mit Finelli heute einen Pop-up-Store in Luzern und einen am Zürcher Bahnhofplatz. Und über die Werbewirksamkeit von 3+ wagt er zu schnöden, dass diese viel kleiner gewesen sei als seine Reichweite auf TikTok, wo er nun seine Kundschaft anspricht.