Viel Diskussion und wenig Konsens im SRF-Medienclub vom Dienstagabend: Neben den altbekannten Standpunkten versuchten SRG-Direktor Roger de Weck, SVP-Nationalrätin Natalie Rickli, Mark Eisenegger, Professor für Kommunikationswissenschaften, und Peter Wanner, Verleger der AZ-Medien, erstmals ansatzweise, auf die Argumente der Gegenseite einzugehen.
Gleich zu Beginn wollte Moderator Franz Fischlin von der Runde wissen, was sie unter Service Public verstehen. Eisenegger erklärte, dass der Servic Public wichtig sei, während Rickli den Begriff als «antiquiert» bezeichnete. Auch Wanner mochte den Begriff nicht und Roger de Weck fand hingegen, dass «alles» zum Service Public gehöre.
Es war dies die erste Etappe von vielen in einer Debatte, wo jeder einen Ansatz fand, der seinen Standpunkt unterstützte. Fischlin musste die Diskutierenden immer wieder unterbrechen, weil sie von seinen ursprünglichen Fragen abwichen. Der Moderator blieb aber fair und wies auch de Weck mehrmals entschieden in die Schranken.
So argumentierte Rickli mit dem Subsidiaritätsprinzip, wonach die SRG nur das machen soll, was die Privaten nicht auch machen können. «Die SRG hat ein breites Angebot, so dass für Private fast nichts mehr übrig bleibt», führte die Präsidentin der Kommission Verkehr und Fernmeldewesen dazu aus. Später hielt de Weck dagegen: «Wenn man die Subsidiarität zu Ende denkt, bedeutet das, dass wir keine Nachrichtensendungen, keine Talkshows machen dürfen, weil das Private ebenfalls machen.»
Und so ging es weiter, der Reihe nach wurde über die Begriffe Service Public, Subsidiarität, den Leistungsauftrag in Art. 93 der Bundesverfassung, Open-Content und die Integrationsfunktion der SRG diskutiert. Jeder der einzelnen Punkte könnte auch gut stundenlang von Experten aus den jeweiligen Bereichen kontrovers diskutiert werden.
Anstatt über das grosse Ganze, die Diskussion um die Grösse der SRG, zu diskutieren, verzettelten sich Wanner, Eisenegger, Rickli und de Weck immer wieder in einzelnen Streitpunkten. So erklärte Eisenegger, dass auch Unterhaltung zum SRG-Angebot zählen sollte, jedoch in «sehr viel höherer Qualität». Rickli konterte, indem sie das Dienstagsprogramm der SRF-Sender, das mehrheitlich aus eingekauften Serien bestand, vorlas und siegessicher ergänzte: «So viel zur Qualität.»
Aber noch einmal, es geht eigentlich um die Grösse der SRG: Die SVP will, dass die Billag-Steuer halbiert wird und droht andernfalls mit der Unterstützung von No-Billag. «Lieber Roger de Weck, wir wollen das nicht. Aber wenn sich die SRG nicht bewegt, könnte das noch passieren», wollte Rickli dem SRG-Generaldirektor noch einmal ins Gewissen reden.
Die SRG soll sich von sich aus «redimensionieren», forderte auch Wanner. De Weck hielt hingegen standhaft daran fest, dass das in seiner Amtszeit bereits passiert sei, indem «kein einziges Zusatzangebot» hinzugekommen sei, ein Radiosender privatisiert und ein italienischsprachiger TV-Sender digitalisiert wird, wie er erklärte.
Wie weit die Standpunkte um die «richtige» Grösse der SRG auseinanderlagen, zeigte sich in der impulsivsten Diskussion: «Ich muss ehrlich staunen. Wir machen ein super Angebot, aber das müssen wir jetzt abbauen», sagte ein sichtlich gekränkter Roger de Weck. Rickli konterte: «Sicher nicht alles, aber das Unnötige!», und de Weck wiederum erwiderte, dass es «ohne Vollprogramm kein Publikum» für die SRG-Kanäle geben würde. Fischlin versuchte in dieser Phase vergeblich, die Kontrolle über das Gespräch zurückzugewinnen.
Am Schluss resultierte nach über einer Stunde Diskussion lediglich ein einziges, kleines Eingeständnis: Mark Eisenegger erklärte wie auch Wanner und Rickli, dass die SRG im Bereich der US-Serien «herunterfahren» könnte. Nur de Weck konnte sich nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden.