Die Kochbücher von Betty Bossi haben in der Schweiz längst Kultstatus erreicht. Nur wenige wissen aber, dass Betty Bossi nur eine Kunstfigur ist.
Erfunden hat sie die Werbetexterin Emma Creola in den 1950er-Jahren. Nun wird das Leben Creolas verfilmt.
Der Klein Report hat mit Peter Reichenbach, Inhaber, Produzent und Geschäftsleiter bei C-Films, über den Mythos Betty Bossi gesprochen und verrät, dass Sarah Spale, bekannt aus «Wilder» und «Platzspitzbaby», in «Hallo Betty» eine tragende Rolle übernehmen wird.
Betty Bossi gehört zur Schweiz wie das Matterhorn, Maggi und die Migros. Und viele glauben nach wie vor, dass es sie wirklich gibt. Wie sind sie darauf gekommen, das Leben von Emma Creola, der Erfinderin von Betty Bossi, zu verfilmen?
Peter Reichenbach: «Die Idee entstand inhouse. Bei einem internen Brainstorming zum Thema: Welche Schweizer Geschichten sollten einmal als Film erzählt werden?»
Der Film «Hallo Betty» spielt in den 1950er-Jahren und erzählt aus dem Leben der Werbetexterin Emmi Creola, die Produkte einer Speiseölfirma vermarkten soll und dabei die Kunstfigur Betty Bossi erfindet. Pate stand ihr dabei das amerikanische Haushalts-Magazin «Betty Crocker».
Reichenbach: «Genau. Betty Bossi, die Köchin und Hausfrau der Nation, wird in der ganzen Schweiz rasch populär und erhält jede Menge Fanpost und Fragen rund ums Thema Familie und Kochen. Viele Leute glaubten, dass es Frau Bossi tatsächlich gibt und die eher zurückhaltende Emmi gerät so unverhofft ins Rampenlicht der Öffentlichkeit.»
Es ist also vor allem ein Film über die 2006 verstorbene Werbetexterin Emma Creola. Mussten Sie für den Film die Familie um Erlaubnis bitten?
Peter Reichenbach: «Nein, dass nicht gerade. Aber wir sind in engem Kontakt mit der Familie, die uns auch wertvolle Unterlagen aus ihrem Besitz zur Verfügung gestellt habt. Und sie hat uns spannende Geschichten aus der Familie erzählt.»
Genug Stoff für einen spannenden Kinofilm also. Als Drehbuchautor haben Sie André Küttel verpflichtet. Pierre Monnard übernimmt die Regie. Ein Erfolgsduo?
Reichenbach: «Absolut. Was ‚Wilder‘, ‚Platzspitzbaby‘ und ‚Recycling Lilly‘ ja beweisen. Das Drehbuch von André Küttel ist fertig, auch wenn noch weiter daran gefeilt wird. Der Dreh ist für nächstes Jahr geplant. Das Budget des Films beträgt sechs Millionen. Es ist halt ein historischer Film.»
Die Marke Betty Bossi ging durch viele Hände. Ursprünglich hat sie Unilever lanciert. 1995 wurden die Zeitschrift und der Kochbuchverlag an Ringier verkauft. Mittlerweile gehört die Marke zu 100 Prozent Coop. Ist der Grossverteiler auch Sponsor des Films und hat er Mitspracherecht bei der Umsetzung des Stoffs?
Peter Reichenbach: «Wir haben die IP-Rechte für den Film von Coop bekommen. Coop hat inhaltlich aber kein Mitspracherecht. Ob Coop als Sponsor auftreten wird, ist bisher noch nicht thematisiert worden.»
«Hallo Betty» soll ein Kinofilm werden. Die Zahlen der Kinobesucher sind seit der Pandemie aber drastisch eingebrochen. Was lässt Sie daran glauben, dass Herr und Frau Schweizer wegen «Hallo Betty» ins Kino gehen, zumal die junge Generation Betty Bossi ja nur vom Hörensagen kennt?
Reichenbach: «Betty Bossi ist ein Brand, der in der Schweiz jedermann kennt. Betty Bossi ist vergleichbar zum Beispiel mit Knorr, Maggi und Nestlé, aber auch mit Schellen-Ursli oder Heidi. Interessanterweise ist Betty Bossi auch in der französischen oder italienischen Schweiz sehr bekannt. Inzwischen sind vier Generationen damit aufgewachsen. Wir haben diverse Umfragen gemacht und zu unserer grossen Freude festgestellt, dass Betty Bossi bei der jungen Generation nach wie vor bestens bekannt ist. Und last, but not least: Die 1950er-Jahre sind anscheinend sehr in.»
Wäre ein TV-Film, mit SRF als Co-Sponsor, wirtschaftlich nicht die bessere Idee gewesen? Was spricht gegen einen TV-Film?
Peter Reichenbach: «SRF macht eigentlich keine TV-Filme mehr, dafür Serien. Es wäre unseres Erachtens auch absolut falsch, diesen Film nicht zuerst ins Kino zu bringen. Wir gehen aber davon aus, dass das SRF, innerhalb des Pacte d’Audiovisuelle, als Ko-Produktionspartner dazukommen wird und der Film dann, nach der Kinoauswertung, im TV zu sehen sein wird. Wir sind diesbezüglich in Verhandlung mit dem SRF.»
Der Film ist noch in der Entwicklungsphase. Wie sieht es mit der Besetzung aus? Betty Bossi ist eine reine Schweizer Geschichte, kann man deshalb davon ausgehen, dass der Cast vor allem aus Schweizerinnen und Schweizern bestehen wird?
Reichenbach: «Ja, und ich sage nur einen Namen: Sarah Spale...»
...die man vor allem aus «Wilder» und «Platzspitzbaby» kennt. Sie waren als Produzent auch für Schweizer Kino-Filme wie «Mein Name ist Eugen», «Grounding», «Der Verdingbub» und vor allem «Schellen-Ursli» verantwortlich. Was hat Sie an der Geschichte der Frau hinter «Betty Bossi» gereizt?
Peter Reichenbach: «‚Hallo Betty‘ ist eine grossartige Grundlage für einen Spielfilm, der ein Stück Schweizer Gesellschafts-Geschichte zeigt. Wir wollen den Zuschauer in die Welt der 1950er-Jahre entführen und einen Blick in diese Zeit und das damals vorherrschende gesellschaftliche Klima werfen. Es ist im Kern jedoch die Emanzipationsgeschichte einer Frau, die auch heute noch äusserst aktuell ist.»