Im Rahmen der Digital News Initiative (DNI) fördert Google digitale Medienprojekte weltweit. «Wir sehen uns verantwortlich, die Zukunft der Branche mitvoranzutreiben», begründete der DNI-Verantwortliche Gerrit Rabenstein das Projekt am Journalismus-Tag in Winterthur. Überzeugen konnte er die anwesenden Medienschaffenden damit nicht.
«Es ist kompliziert»: So lässt sich der Beziehungsstatus zwischen dem Technologiekonzern Google und den Schweizer Medienhäusern in der Sprache des Konkurrenten Facebook wohl am treffendsten beschreiben.
Diese angespannte Stimmung entlud sich am Journalismus-Tag in Winterthur. Im Fokus sollten dabei eigentlich die DNI-Projekte mit der Beteiligung von Schweizer Medienhäusern stehen. Die anschliessende Fragerunde geriet jedoch zum Kreuzverhör für den DNI-Verantwortlichen Gerrit Rabenstein.
Eine Frage aus dem Publikum lautete dabei, ob Google die Medienhäuser durch die Fördergelder beschwichtigen wolle, da man im Gegenzug die Artikel der Medienhäuser «fast gratis auf der eigenen Seite anreisse» und vor allem als Konkurrent im Werbemarkt auftrete.
«Google spielt eine entscheidende Rolle bei journalistischen Inhalten. Wir haben uns schon immer als Teil der Branche wahrgenommen», begann Rabenstein seine mit Pathos geschwängerte Antwort. So seien die grossen Schweizer Verlage vor etwa vier Jahren auf Google zugekommen mit der Frage, ob sich das Unternehmen nicht auch in der Medienbranche «einbringen wolle».
Man habe nicht lange überlegen müssen, «denn wir sehen uns verantwortlich, die Zukunft der Branche mitvoranzutreiben», so Rabenstein. Zudem versicherte er, dass man bei einer möglichen Monetarisierung der Projekte weder mitrede noch mitverdiene und zudem auch kein technologisches Know-how aus den Projekten für eigene Produkte abzapfe. «Das ist in Stein gemeisselt», sagte er weiter.
Überzeugen konnte er die anwesenden Medienschaffenden jedoch auch durch seine blumige Sprache nicht und so wurde er noch mehrere Male nach dem «wahren Grund der Innovationsförderung» gefragt.
Beinahe unter gingen dabei die vorgestellten DNI-Projekte der Schweizer Medienhäuser. Eine Finanzspritze erhielten unter anderem die NZZ für die Entwicklung der personalisierten Companion App und die AZ Medien für das Projekt «Oyez», das Schweizer Behörden die Online-Aufschaltung von wichtigen Informationen erleichtern soll.
Ebenfalls Geld aus dem Innovationsfonds gab es für Tamedia, die ihre Kommentarfunktionen im Web durch maschinelles Lernen verbessern will. In die gleiche Richtung zielt ein Projekt von Watson, durch das «wie bei Tinder» Kommentare auf dem Handy durch das Wischen nach rechts und links gelöscht oder freigeschaltet werden können, wie Chefredaktor Maurice Thiriet erklärte.